Westliche Länder geben Ende von Evakuierungsmissionen aus Kabul bekannt

Mit Abzug des letzten US-Soldaten werden Evakuierungen aus Kabul eingestellt. Die Terrorgefahr am Flughafen wächst und die Taliban rufen die Menschen auf, den Flughafen zu meiden. Die Türkei überlegt, Personal vor Ort zu lassen, damit Flüge auf dem Flughafen weiterhin starten und landen können.

Frankreich wird die letzten Rettungsflüge am Freitag einstellen. Das Land hatte bislang 2.000 afghanische Bürger ausgeflogen. Die Niederlande gaben am Donnerstag bekannt, keine Evakuierungsflüge mehr durchzuführen. Auch Dänemark erklärte seine Mission für beendet. Frankreich verweist auf den Abzug der US-Truppen, die die Sicherung des Flughafens gewährleisteten. Der französische Premierminister Jean Castex bestätigte dies gegenüber dem französischen RTL Radio

Der Sprecher und Berater des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, İbrahim Kalın, empfahl, dass türkische Helfer in Afghanistan verbleiben sollten, nachdem die Truppen Ankaras das Land verlassen haben. Diese könnten dabei helfen, den internationalen Flughafen Hamid Karzai zu sichern. Der zivile Luftverkehr ist derzeit unterbrochen. 

Kalın teilte am Mittwoch mit: 

"Nach dem Abzug unserer Truppen könnten wir diese operative Aufgabe auf dem dortigen Flughafen fortsetzen. Wenn die Bedingungen stimmen und eine Vereinbarung in dieser Richtung getroffen wird, werden wir diesen Dienst dort weiter anbieten." 

In einer Erklärung auf der Webseite des türkischen Verteidigungsministeriums hieß es: 

"Die Türkei hat ihre Absicht bekundet, den internationalen Flughafen Hamid Karzai weiterhin nach internationalen Standards zu sichern und zu betreiben, wie sie es seit sechs Jahren getan hat, indem sie sagte: 'Die Türkei wird dem afghanischen Volk so lange zur Seite stehen, wie es dies wünscht'."

Die Taliban haben die Türkei mehrmals ermahnt, dass auch sie das Land mit dem Abzug der NATO-Truppen verlassen müsste. Stichtag hierfür ist Freitag. Nach den Plänen der USA sollten alle verbleibenden Truppen Ende August abgezogen und die Evakuierungsflüge eingestellt werden. Auch die türkischen Soldaten sollen das Land in den nächsten 24 bis 36 Stunden verlassen haben. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte vor dem steigenden Risiko der Terroranschläge am Flughafen, je länger sich die Ausländer dort aufhielten.

US-Präsident Joe Biden bestätigte, dass er an der Frist des 31. August für den Abschluss der Evakuierungen festhalte. Andere NATO-Länder hatten Washington dazu gedrängt, die Evakuierungen länger durchzuführen, um noch mehr Menschen vor den militant-islamistischen Taliban zu retten. Nach Angaben des Pentagon wurden bereits 88.000 Menschen ausgeflogen. Weitere 10.000 warten am Flughafen auf ihre Ausreisemöglichkeit. 

Der Flughafen von Kabul wird derzeit von US-Truppen kontrolliert. Vor den Toren des Flughafens versuchen Tausende, noch auf das Gelände zu kommen, um in die ausländischen Maschinen zu gelangen und das Land zu verlassen, bevor alle Länder die Evakuierungen eingestellt haben. Das Gedränge und Schusswechsel forderten bereits mehrere Todesopfer.

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