Bisher wurde von offiziellen Stellen immer wieder betont, dass die Corona-Impfstoffe "sicher" seien, schwere Nebenwirkungen würden nur in "sehr seltenen Fällen" auftreten. Doch nun warnten französische Wissenschaftler in einem Offenen Brief in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Infektion vor der möglichen Gefahr bei Massenimpfungen durch das sogenannte Antibody-Dependent Enhancement (ADE), also durch infektionsverstärkende Antikörper.
Der Effekt der infektionsverstärkenden Antikörper ist bereits von anderen Viren wie dem Dengue-Virus bekannt. Ähnlich wie bei SARS-CoV-2 gibt es auch beim Dengue-Virus verschiedene Varianten, im Wesentlichen gibt es vier verschiedene, die saisonal unterschiedlich auftreten. Während eine Erstinfektion mit Dengue-Fieber in vielen Fällen relativ harmlos verläuft, kann eine erneute Infektion mit einer anderen Dengue-Virusvariante zu einem schweren Krankheitsverlauf und hämorrhagischem Fieber führen. Dieser Effekt ist auch bei Impfstoffen bekannt: Nach einer Impfung oder der ersten Infektion bilden sich erst einmal Antikörper. Falls man sich danach jedoch mit einer anderen Dengue-Virusvariante infiziert, bekämpfen die Antikörper diese Virusvariante nicht, sondern erleichtern ihr sogar den Eintritt in die menschlichen Zellen.
Auch bei der Entwicklung der Corona-Impfstoffe war der ADE-Effekt bereits ein Thema. Bisher ging man jedoch davon aus, dass der Effekt für SARS-CoV-2 keine Rolle spielen könne: Vereinfacht ausgedrückt, nutzen SARS-CoV-2 und Dengue-Virus unterschiedliche Mechanismen, um sich über bestimmte Bereiche in die Zellen einzuschleusen und somit den Körper zu infizieren. Auch das Paul-Ehrlich-Institut will bei den bisher in Deutschland eingesetzten Corona-Impfstoffen noch keinerlei ADE-Effekt festgestellt haben.
Im ihrem Offenen Brief warnen die Forscher um Nouara Yahi von der Universität Aix-Marseille nun davor, dass der ADE-Effekt ein potenzielles Risiko auch für die bisher durchgeführten Massenimpfungen mit den Corona-Vakzinen sei. Insbesondere die Delta-Variante des SARS-CoV-2-Erregers sei problematisch, da die meisten Impfstoffe zwangsläufig auf Basis der ursprünglichen Wuhan-Variante des Coronavirus entwickelt wurden. In den Untersuchungen der Wissenschaftler habe sich gezeigt, dass es bei dieser Variante durchaus Stellen gibt, die zur Bildung infektionsverstärkender Antikörper führen können. Im Artikel heißt es:
"Bei der Delta-Variante weisen neutralisierende Antikörper jedoch eine verringerte Affinität zum Spike-Protein auf, während verstärkende Antikörper eine auffallend erhöhte Affinität aufweisen. Daher kann ADE ein Problem für Menschen sein, die Impfstoffe erhalten, die auf der ursprünglichen Wuhan-Stamm-Spike-Sequenz (entweder mRNA oder virale Vektoren) basieren."
Unter diesen Umständen empfehlen die Forscher, bei einer "zweiten Generation" von Corona-Impfstoffen unbedingt solche Bereiche des Spike-Proteins als Grundlage zu nutzen, bei denen "strukturell konservierte ADE-bezogene Epitope fehlen" und der beobachtete Effekt somit hoffentlich vermieden wird.
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