"Heute gibt es weniger als 70.000 Kiwis in freier Wildbahn, und die Populationen gehen in Gebieten ohne Raubtierkontrolle zurück." Mit dieser traurigen Feststellung wendet sich die Organisation Kiwi Coast in Neuseeland an die Öffentlichkeit. Bevor die ersten Menschen auf den beiden Inseln im Südpazifik siedelten, lebten dort Millionen der besonderen Vogelart. Noch vor einhundert Jahren betrug ihre Population mehrere Millionen, wie Forscher der Massey University herausfanden.
Kiwi Coast unterstützt etwa 200 Gruppen von Indigenen oder Naturschützern bei der Überwachung der Bestände. Im Norden Neuseelands überprüfen sie in einer sorgfältig organisierten Aktion in jedem fünften Jahr, wie viele Kiwis dort vorkommen. Im August dieses Jahres haben sie ein erfreuliches Ergebnis mitzuteilen: In der Hälfte der Standorte, an denen im Jahr 2016 keine Kiwis beobachtet werden konnten, ist der Vogel zurück.
Und in der anderen Hälfte der Habitate ist er noch immer da. Das sei ein fantastisches Ergebnis, sagte Ngaire Sullivan, die Koordinatorin von Kiwi Coast. "Es kam dank jahrzehntelanger, harter Arbeit unserer Gemeindegruppen zustande." In der Region um Whangerei Heads nördlich von Auckland ist die Zahl von 80 auf 1.000 gestiegen, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland meldet.
Allerdings gehen die lokalen Gruppen dabei nicht zimperlich vor. Die nachtaktiven flugunfähigen Vögel werden vor allem von eingewanderten Raubtieren und Hunden verfolgt. Kiwi Coast gibt an, dass im ganzen Land pro Woche 1.800 dieser natürlichen Feinde gefangen werden. Kiwis können bis zu 60 Jahre alt werden, erreichen jedoch im Durchschnitt nur 13 Jahre.
Der Kiwi ist Neuseelands bekannteste Vogelart – die teilweise mehr mit Säugetieren gemein zu haben scheint als mit anderen Vögeln. Er hat einen hoch entwickelten Geruchs- und Tastsinn und ein gutes Gehör. Außerdem steht er auf muskulösen Beinen, die fast ein Drittel seines Gewichts ausmachen.
Die Schutzmaßnahmen für den Kiwi kommen auch anderen Vögeln zugute. Darunter sind Arten wie der dreiste Bergpapagei Kea, der Brieftaschen klaut und Schafe attackiert, oder der flugunfähige Eulenpapagei, der Kakapo. Eigenartig ist auch die Taubenart Kereru, die vergorene Beeren frisst und betrunken aus Bäumen fällt, oder der Gelbaugenpinguin, der als nicht sehr sozial gilt und nur per Schrei mit anderen Artgenossen kommuniziert.
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