Der am Montag veröffentlichte Bericht des Weltklimarates IPCC ist das Ergebnis der Auswertung von rund 14.000 Studien, die im Verlauf von acht Jahren erarbeitet worden waren. Mehrere Studien haben das Ansteigen des Meeresspiegels in den Weltozeanen untersucht, wie The Guardian am Dienstag ausführt. Am stärksten zeige sich das im westlichen Pazifik.
In dieser Region wurde die Dynamik des Meeresspiegels von 1993 bis 2015 detailliert erforscht. Aus den Ergebnissen, die nicht in einer Zahl zusammengefasst werden können, ergibt sich eine Prognose, nach der bis zum Jahr 2050 der Spiegel um zehn bis 25 Zentimeter steigen könne. Und zwar unabhängig davon, ob ab jetzigem Zeitpunkt die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen reduziert würden oder nicht.
Die Folge ist eine Vervielfachung von nachteiligen Ereignissen an den Küsten, die zu Verlusten an Land oder nutzbarem Erdreich führen. Sollte die Erwärmung voranschreiten und sollten die Emissionen an Treibhausgasen nicht gesenkt, sondern vermehrt werden, so müsse sogar mit einhundert Mal mehr Flächenverlusten bis zum Ende dieses Jahrhunderts gerechnet werden.
Für die dicht besiedelte Inselgruppe Mikronesien hat das erhebliche Auswirkungen. Hier leben 500.000 Menschen auf insgesamt etwa 2.670 Quadratkilometern Land. Diese Fläche verteilt sich auf etwa 2.000 Inseln und Atolle, die über sieben Millionen Quadratkilometer im Pazifik verstreut liegen. Die äußeren Inseln liegen bis zu 4.000 Kilometer voneinander entfernt, die meisten sind nördlich des Äquators zu finden.
Die Änderung des regionalen Klimas beschert Mikronesien nun eine Zunahme von Niederschlägen und damit des Süßwassers. Dennoch werden zahlreiche Inseln eher mit einem Mangel an Trinkwasser zu kämpfen haben. Für das ganze Land – einen Bund von Mikrostaaten – wird eine Einbuße an Grundwasser um 20 Prozent bis zum Jahr 2050 erwartet.
Denn der ansteigende Meeresspiegel "verdirbt" viel Wasser, indem er zunehmend salzhaltige Meerwasser in den Boden drückt. Unter bestimmten Bedingungen könne sich der Vorrat an Grundwasser sogar halbieren, wie The Guardian fortfährt.
Mit Blick auf die pazifischen Regionen ist es sinnvoll, auch von Klima-Gerechtigkeit zu reden. Denn diese Region ist nach Angaben von Greenpeace für 0,23 Prozent der Emissionen an Kohlendioxid verantwortlich. Dennoch ereilen sie wirklich existenzielle Folgen der Erderwärmung. "Wir werden mit dem steigenden Meeresspiegel eine stärkere Versalzung registrieren müssen. Und das hat zur Folge, dass weite Teile der Kiribati-, Vanuatu- und der Solomon-Inseln unbewohnbar werden", so meint Dr. Nikola Casule von "Greenpeace Australien und Pazifik".
Die Gruppe von Klima-Aktivisten 350.org bezeichnet den aktuellen IPCC-Bericht als alarmierend und besorgniserregend. "Doch unerwartet kam er nicht. Wir wussten das bereits! Wir wussten, dass es so kommen musste. (...) Das ist, worauf wir seit Jahrzehnten hinweisen: Der Klimawandel an unserer Türschwelle. Lange, bevor er alle anderen erreicht hat", sagte Joseph Sikulu von der Gruppe 350.
Auch Politiker aus der Pazifikregion finden deutliche Worte zum IPCC-Bericht. Satyendra Prasad, Botschafter der nördlich von Neuseeland liegenden Republik Fidschi bei der UNO, erklärte: "Der Bericht übertrifft, was wir bisher abschätzen mussten. (...) Er verdeutlicht einige katastrophale Szenarien, die wir beachten müssen: Anstieg des Meeresspiegels, Verlust an flachem Land, möglicherweise an ganzen Ländern noch in diesem Jahrhundert. Der Zeithorizont rückt deutlich näher."
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