Der historische Auftritt dauerte nicht lange. Nach drei Fehlversuchen gleich zu Beginn des Wettkampfes wurde die 43 Jahre alte Neuseeländerin Laurel Hubbard aus ihrem Olympischen Traum von einer Goldmedaille im Gewichtheben gerissen.
Dennoch schrieb Hubbard mit ihrem Auftritt Geschichte. Die Teilnahme der Neuseeländerin, die bis vor acht Jahren noch als Mann lebte, und nun als erste offene Transgender-Athletin bei den Frauen starten durfte, gilt als Meilenstein der sogenannten LTBTQ-Bewegung.
Hubbard startete im Superschwergewicht (+87 kg) und patzte am Montag zuerst bei 120 kg, dann bei 122 kg und im abschließenden dritten Versuch auch bei 125 kg. Nach ihrem dritten Fehlversuch stand sie auf, machte mit ihren Händen ein Herzzeichen und rief dem Publikum "Danke" zu. Nun muss sie die Heimreise antreten.
Hubbard äußerte sich bereits vor den Spielen in Tokyo:
"Die Olympischen Spiele sind eine globale Feier unserer Hoffnungen, unserer Ideale und unserer Werte [...] Ich lobe das Internationale Olympische Komitee (IOC) für sein Engagement, den Sport inklusiv und zugänglich zu machen."
Das Mitwirken von Hubbard bei Olympia, die 1978 als Mann geboren wurde und 2012 ihr Geschlecht "anpassen" ließ, polarisierte wegen möglicher biologischer Vorteile. Wie t-online berichtet, beschwerte sich die belgische Gewichtheberin Anna Van Bellinghen. Die 27-Jährige unterstütze zwar die "Transgender-Community", jedoch empfinde sie die Situation "unfair für den Sport und die anderen Athletinnen".
Dabei ging es speziell um biologische Vorteile von ehemaligen Männern, die nun als Frauen antreten. Die WM-Zweite Hubbard (+90 kg) von 2017 konnte jedoch die vom IOC vorgegebenen Testosteron-Werte für Transgender-Athletinnen erfüllen.
Die Welt berichtete am Montag über ein kleines Stück Papier, das ein Mann in Tokio bereits am Vormittag des Wettkampfstages auf der Medientribüne verteilt hatte. Darauf stand: "Anleitung für Journalisten, die bei Olympia über LGBTQ-Athleten und -Belange berichten". Dieser wurde im Vorfeld offenbar von der Athlete Ally, einer gemeinnützigen LGBTQ-NGO aus den USA formuliert. Darauf findet sich ein QR-Code. Wird dieser mittels Smartphone eingelesen finden sich Bemerkungen zur "Basis-Terminologie" für Journalisten, löbliche Vorbilder der Berichterstattung über Trans-Sportler sowie ein Abriss aus der Historie dieser Akteure bei Olympia.
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