Der World Wide Fund for Nature (WWF) hat einen Bericht über das Ausmaß der Verschwendung von Lebensmitteln veröffentlicht. In jedem Jahr gehen danach weltweit schätzungsweise 2,5 Milliarden Tonnen verloren, 1,2 Milliarden davon schon in der Landwirtschaft. Bis zu 40 Prozent aller produzierten Lebensmittel – einschließlich der Feldfrüchte und Vorprodukte – werden also nicht verzehrt. Der Bericht "Driven to Waste" wurde vom WWF in Großbritannien in Zusammenarbeit mit der Handelskette Tesco erarbeitet.
Im Jahr 2011 hatte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die Verluste noch mit 1,2 Milliarden Tonnen angegeben. Seither ist die Nahrungsmittelerzeugung stark angestiegen. In der aktuellen WWF-Studie wurden erstmals auch die Verluste vor und während der Ernte möglichst genau ermittelt.
Für die Erzeugung der Lebensmittel, die nie auf einem Teller landen, wurden der Studie zufolge 4,4 Millionen Quadratkilometer Anbaufläche bewirtschaftet. Dies ist mehr als die Fläche des indischen Subkontinents oder der Länder der Europäischen Union.
Die Folgen für Klima und Umwelt sind beträchtlich. Da die Landwirtschaft zu 30 Prozent an der von der Zivilisation verursachten Erderwärmung beteiligt ist, fällt für die verschwendeten Lebensmittel mindestens 10 Prozent des Anteils der Menschheit an der Erderwärmung an.
Im einzelnen macht der Bericht folgende Angaben: Von Obst und Gemüse gehen weltweit 26 Prozent verloren. Die Fleischproduktion verliert 12 Prozent und die Gewinnung von Fisch und Meeresfrüchten erleidet 44 Prozent Einbußen.
In Ländern mit hohen und mittleren Einkommen leben 37 Prozent der Weltbevölkerung, die jedoch zu 58 Prozent zur Verschwendung in der Landwirtschaft beitragen. Damit widerlegt der Bericht die Annahme, in den industrialisierten (oder hoch entwickelten) Ländern würden Anbau, Pflege und Ernte deutlich besser gewährleistet als in Ländern mit geringen Einkommen. Bei der Verschwendung von Fleisch und anderen Produkten aus der Tierhaltung sind die Relationen ähnlich.
In den hoch entwickelten Ländern gehen 15 Prozent an Getreide und Hülsenfrüchten verloren, in den "weniger" entwickelten sind es 12 Prozent. Die Verluste an Wurzel-, Knollen- und Ölfrüchten betragen in der erstgenannten Gruppe von Ländern 20 Prozent, in der zweiten Gruppe nur 12 Prozent.
Die Datenlage zu Ursachen und Mengen der Lebensmittelverluste im Bereich der Primärproduktion ist lückenhaft. Auch in Deutschland fehlen verlässliche Angaben über den Anteil der Lebensmittel, der auf Feldern liegen bleibt, als Tierfutter oder als Energielieferant in der Biogasanlage endet. "Wir brauchen eine systematische, regelmäßige und vergleichbare Erfassung der Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Versorgungskette. Unser gemeinsamer Anspruch im Kampf gegen die Klimakrise und für den besseren Schutz von Boden und Gewässern muss sein, jede Ernte optimal zu nutzen", sagt die Ernährungsexpertin Tanja Dräger de Terán vom WWF.
Der WWF Österreich fordert inzwischen einen umfassenden Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung mit verbindlichen Reduktionszielen und zumindest einer Halbierung der Lebensmittelabfälle und -verluste bis 2030.
Während diese Unmengen von Lebensmitteln verschwendet werden, hungern weltweit bis zu 811 Millionen Menschen.
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