In Deutschland sind 48,2 Millionen Menschen oder 57,9 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, wie die Bundesregierung mitteilt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts muss bis Herbst in Deutschland eine Impfquote von mehr als 75 Prozent erreicht werden, um eine größere Belastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. 34,5 Millionen Personen oder 41,5 Prozent der Gesamtbevölkerung seien zweimal geimpft und hätten damit den "vollständigen Schutz", erklärte die Bundesregierung am Freitag.
Ungeachtet dessen bereiten sich Bund und Länder nach Angaben der Bundesregierung schon auf sogenannte Auffrischungsimpfungen gegen Corona vor. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hätten über dieses Thema bereits gesprochen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag. "Die Bürger können sicher sein, dass Bund und Länder sich vorbereiten auf das, was vorbereitet werden muss, nämlich dass nach einer ersten Immunisierungswelle Impfstoff und Impfungen zur Auffrischung zur Verfügung stehen und auch verfügbar gemacht werden", fügte er hinzu.
Auf die Frage, ob das Bundesgesundheitsministerium eine dritte Impfung nach einem halben Jahr empfehle, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag, dazu sei die Datenlage noch nicht ausreichend. Eine Auffrischungsimpfung werde aber aller Wahrscheinlichkeit nach nötig sein. "Wir warten jetzt noch die Daten, die vorgelegt werden, ab, und entsprechend wird auch eine Empfehlung seitens der Ständigen Impfkommission dazu erfolgen."
Der deutsche Impfstoffhersteller BioNTech und sein US-Partner Pfizer hatten mitgeteilt, dass sie von einem Rückgang der Schutzwirkung des gemeinsamen Coronavirus-Vakzins nach einem halben Jahr ausgingen.
"Pfizer und BioNTech sind bestrebt, dem COVID-19 auslösenden Virus und zirkulierenden Mutationen stets einen Schritt voraus zu sein. Daher geben die beiden Unternehmen ein Update zu ihrer umfassenden Strategie zu Auffrischungsimpfungen," heißt es zu Beginn der Mitteilung.
"Wie anhand der vom israelischen Gesundheitsministerium erhobenen Daten aus der praktischen Anwendung bereits deutlich wurde, sinkt die Schutzwirkung des Impfstoffs gegenüber Infektionen und symptomatischen Erkrankungen sechs Monate nach der zweiten Impfung", hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Auf Basis der bisher vorliegenden Daten sei es wahrscheinlich, "dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird".
Bereits in den kommenden Wochen soll die Zulassung für die Verabreichung einer dritten Dosis ihres Corona-Impfstoffs über die Bühne gehen, Daten würden bald bei der US-Arzneimittelbehörde FDA, dem europäischen Pendant EMA und bei anderen Zulassungsbehörden eingereicht.
Gemäß der Pressemitteilung habe sich gezeigt, dass eine dritte Dosis "des BNT162b2-Impfstoffs sechs Monate nach der zweiten Impfung als Auffrischung hohe neutralisierende Antikörpertiter gegen den Wildtyp-Virus und die Beta-Variante" hervorruft und gleichzeitig ein konsistentes Verträglichkeitsprofil aufweist. Derzeit führen Pfizer und BioNTech Untersuchungen durch, um zu bestätigen, ob "eine dritte Dosis des Impfstoffs die Titer noch weiter steigern werden, vergleichbar mit Ergebnissen zur dritten Impfung gegenüber der Beta-Variante (B.1.351)". Man entwickle zugleich aber auch eine angepasste Version des gemeinsamen mRNA-Impfstoffs.
Laut US-Medienberichten unter Berufung auf eine Mitteilung der FDA und der US-Gesundheitsbehörde CDC benötigen Amerikaner, die vollständig geimpft seien, derzeit keine Auffrischungsimpfung. Man sei aber auf die Verabreichung von Auffrischungsdosen vorbereitet, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sie notwendig seien. Die US-Gesundheitsbehörden untersuchten die Frage, verließen sich dabei aber nicht ausschließlich auf Daten von Pharmafirmen.
Für eine mögliche Zulassung von Corona-Impfstoffen für Auffrischungsimpfungen ist es nach Angaben der europäischen Arzneimittelbehörde EMA noch zu früh. Denn es gebe für diese Entscheidung noch nicht genug Daten aus der Impfkampagne und den laufenden Studien, hieß es zur Begründung.
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