Zehn Todesopfer bei einem Angriff auf Minenräumer in Afghanistan

In einem Camp der Hilfsorganisation HALO Trust sind bei einem Überfall 10 Menschen getötet und 16 verwundet worden. Die Organisation räumt Minen in der Provinz Baghlan im Norden Afghanistans. In der Region gibt es heftige Kämpfe von Regierungstruppen mit den Taliban, die mehrere Bezirke eroberten.

Bei einem militärischen Angriff auf Minenräumer sind am Dienstag in der afghanischen Provinz Baghlan 10 Menschen getötet und weitere 16 verwundet worden. Die Minenräumer von der britisch-amerikanischen Hilfsorganisation HALO Trust hielten sich in ihrem Camp auf, als eine unbekannte bewaffnete Gruppe eindrang und das Feuer eröffnete. Bisher hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur mitteilt.

In der Provinz Baghlan gab es in den vergangenen Tagen heftige Kämpfe zwischen den militant-islamistischen Taliban und Regierungstruppen. Das afghanische Innenministerium machte die Taliban verantwortlich. Diese wiesen den Vorwurf zurück.

"Wir verurteilen den Angriff auf unsere Mitarbeiter auf das Schärfste", hieß es in der Erklärung von HALO Trust. Sie hatten humanitäre Arbeit geleistet. Die Organisation sagte, sie kümmert sich um die Verletzten und wird die betroffenen Familien unterstützen.

Mitarbeiter von HALO Trust in Afghanistan wurden mehrmals für kurze Zeit verschleppt. Nach eigenen Angaben arbeiten 2.600 afghanische Mitarbeiter für die Hilfsorganisation in diesem Land. Seit 1988 zerstöre man Minen und Munition.

In Afghanistan werden immer wieder Hilfsprojekte angegriffen. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation INSO wurden 180 Vorfälle im Jahr 2020 in Afghanistan registriert. Dabei wurden 14 Mitarbeiter getötet, 27 verletzt und 42 entführt.

Seit dem Beginn des Abzuges der internationalen Truppen am 1. Mai hat sich die Sicherheitslage verschlechtert. Die Taliban eroberten am Dienstag erneut einen Bezirk, den mittlerweile zwölften seit Anfang Mai. Afghanistan ist in 34 Provinzen und rund 400 Bezirke unterteilt.

Die Sicherheitskräfte hätten den Distrikt Dschawand in der Provinz Badghis im Norden des Landes nach mehrtägigen heftigen Gefechten verlassen, bestätigten Provinzräte am Mittwoch. Auch der Bezirk Tscha Ab in der Provinz Tachar im Norden stehe kurz vor dem Fall, sagten lokale Behördenvertreter. Aus anderen Landesteilen wurden ebenfalls schwere Gefechte gemeldet.

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