Am Mittwoch hat der russische Außenminister Sergei Lawrow bekanntgegeben, dass die Frage eines langfristigen Friedensabkommens für die vom Krieg zerrissene Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan bei einem Treffen der Organisation des Vertrags über die kollektive Sicherheit angesprochen wurde. Die Organisation koordiniert Sicherheitsfragen unter den ehemaligen Sowjetrepubliken.
Der amtierende armenische Premierminister Nikol Paschinjan hatte seine Delegierten angewiesen, die Frage auf die Tagesordnung der Organisation zu setzen, aus der Aserbaidschan im Jahr 1999 ausgetreten war. Lawrow erklärte:
"Die Bitte unserer armenischen Kollegen wurde berücksichtigt, und in Übereinstimmung damit haben wir den Stand der Beziehungen zwischen Jerewan und Baku besprochen."
"Nach vorheriger Absprache mit den Parteien bot die Russische Föderation an, bei der Durchführung einer Demarkation der Grenzen zu helfen und schlug vor, zu diesem Zweck eine gemeinsame armenisch-aserbaidschanische Kommission zu gründen, an der Russland entweder als Berater oder als Vermittler teilnehmen könnte."
Im November unterzeichneten die beiden Kriegsparteien ein von Moskau vermitteltes Waffenstillstandsabkommen, um die Kämpfe um die umstrittene Provinz Bergkarabach zu beenden. Das Abkommen brachte weite Teile des Territoriums unter die Kontrolle Bakus und sieht die Entsendung russischer Friedenstruppen zur Überwachung der humanitären Situation vor. Im Februar beschuldigte Aserbaidschan die armenischen Streitkräfte jedoch, die Bedingungen des Waffenstillstands mit einer Maschinengewehrsalve über die Grenze hinweg verletzt zu haben, was Jerewan als "absolute Lüge" bezeichnete.
Vergangene Woche schürte Paschinjan die Angst vor einer Rückkehr der Feindseligkeiten, indem er behauptete, dass die aserbaidschanische Armee die armenische Staatsgrenze überquert habe und dreieinhalb Kilometer ins Landesinnere vorgedrungen sei. Ihm zufolge versuche Baku, den Sewlitsch-See, ein strategisch wichtiges Gewässer, welches die gebirgige Grenze überspannt, zu umstellen. Allerdings hätten die Soldaten "keine Schusswaffen oder andere Waffen benutzt". Stattdessen, so behauptete der Regierungschef, "versuchten sie, ihre Aktionen mit einer Art gefälschter Ausweise zu rechtfertigen".
Zahlen, die von beiden Seiten veröffentlicht wurden, weisen darauf hin, dass Tausende Soldaten während des letzten kurzen und blutigen Krieges um Bergkarabach ihr Leben verloren. Amnesty International warnte, dass die Kämpfe, die durch den wahllosen Einsatz von Streumunition und anderen tödlichen Waffen gekennzeichnet waren, zum Tod von mindestens 146 Zivilisten geführt hätten. Auf dem Höhepunkt der Feindseligkeiten richtete Russland ein Zentrum für humanitäre Hilfe ein, um den durch den Konflikt vertriebenen Menschen zu helfen.
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