Chiles Linke erringt größten Wahlsieg seit Regierung von Salvador Allende

Bei Regionalwahlen und insbesondere bei der Abstimmung über die Verfassungsgebende Versammlung in Chile haben linke Bündnisse und unabhängige Kandidaten überraschende Erfolge errungen. In der Versammlung verfügen sie über die Mehrheit. Die Hauptstadt Santiago erhält zudem eine kommunistische Bürgermeisterin. Die rechten Parteien erlitten hingegen eine herbe Niederlage

Bei der Abstimmung über eine Verfassungsgebende Versammlung am Sonntag und bei Regionalwahlen am gleichen Tag haben linke Parteien, unabhängige Kandidaten und Kommunisten große Erfolge erzielt. Das Lateinamerikaportal amerika21 berichtet darüber ausführlich.

Die Einberufung einer Verfassungsgebenden Versammlung ist eine Folge der Proteste und Aktionen im Herbst 2019. Die in dieser sozialen Bewegung engagierte Lista del Pueblo (Liste des Volkes) errang 27 von 155 Sitzen in dem Gremium.

Weitere 28 Sitze gehen an das Bündnis Apruebo Dignidad, das aus der Frente Amplio und der Kommunistischen Partei Chiles (KPCh) besteht. Beide Bündnisse zusammen haben eine Sperrminorität erreicht, mit der sie entscheidend an der neuen Verfassung mitwirken können.

Rechte Parteien mussten eine herbe Niederlage einstecken. Sie verfehlten mit 37 Sitzen eine Sperrminorität. Zudem verloren ihre Kandidaten ihr Mandat in vielen Gemeinden.

Auch die Parteien des ehemaligen Regierungsbündnisses Concertation verloren Stimmenanteile. Die Christdemokratische Partei, aus deren Reihen bisher mehrere Präsidenten des Landes kamen, errangen nur zwei Sitze. Nach Einschätzung des Portals amerika21 sei damit "die neoliberale Mitte aus der politischen Landschaft verschwunden".

"Heute beginnt die Möglichkeit eines realen Wandels in Chile", sagte der Spitzenkandidat der KPCh Daniel Jadue. Er gilt bei den Präsidentschaftswahlen im November 2021 sogar als Favorit. Auf lokaler Ebene habe der Wandel bereits begonnen. Linke Kandidaten gelangten auch in Bürgermeisterämter und wollen so beispielsweise Immobilienunternehmen in die Schranken weisen.

In der Hauptstadt Santiago de Chile wird künftig die KP-Kandidatin Iraci Hassler regieren.

In der Region um Valparaiso gewann der Umweltaktivist Rodrigo Mundaca die Wahlen zum Gouverneur. Er ist einer der unabhängigen Kandidaten, denen ein Teil der Sitze in der Verfassungsgebenden Versammlung zusteht.

Mehr zum Thema - Chile: Zusammenstöße bei Massenprotesten in Santiago – Universität in Flammen