Nikol Paschinjan, der Interimsministerpräsident Armeniens, hat erklärt, dass er den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Brief um militärische Unterstützung Russlands gebeten hat. Die Spannungen mit dem Nachbarland Aserbaidschan waren zuletzt erneut wieder aufgeflammt. Armenien beschuldigt das aserbaidschanische Militär, am Mittwoch mehrere Kilometer tief in die armenische Provinz vorgerückt zu sein.
Paschinjan erklärte zudem, dass der französische Präsident Emmanuel Macron ihm gesagt habe, er sei bereit, die internationalen Bemühungen zur Lösung der Krise angesichts des mutmaßlichen Überfalls des aserbaidschanischen Militärs zu unterstützen.
Laut Paschinjan hatte er Putin noch bei einem Telefongespräch vor Kurzem nicht um die Hilfe Russlands gebeten, da "die Ansätze der Seiten zu dem Problem im Wesentlichen identisch sind". Paschinjan erklärte bei einer außerordentlichen Sitzung des armenischen Parlamentes:
"Der russische Präsident sagte, dass er selbst glaubt, dass die aserbaidschanischen Streitkräfte Armenien verlassen sollten, und es gibt einen wichtigeren Teil, der gestern Abend erklärt wurde: Es wurde eine Vereinbarung getroffen, dass die aserbaidschanischen Streitkräfte heute diese Aktionen durchführen müssen, also das Territorium von Armenien verlassen müssen."
Laut dem amtierenden armenischen Ministerpräsidenten haben aserbaidschanische Truppen das armenische Territorium bereits an mehreren Stellen verlassen. Paschinjan fügte hinzu:
"Der Grund, warum ich gestern [an Putin] nicht [um Hilfe] appelliert habe, ist, dass am Vortag auf höchster Ebene erklärt worden war, dass heute die Truppen abgezogen werden sollen. Aber da der Verlauf der Verhandlungen gezeigt hat, dass die Vereinbarung heute auf jeden Fall nicht vollständig umgesetzt werden wird, habe ich mich an den russischen Präsidenten gewandt, damit Russland Armenien in dieser Situation Hilfe leistet, einschließlich militärischer Hilfe."
Das armenische Verteidigungsministerium behauptete, dass die aserbaidschanischen Streitkräfte versucht hätten, bestimmte Arbeiten "zur Säuberung der Grenzen" in der armenischen Provinz Sjunik durchzuführen. Nach dieser Entwicklung wies Paschinjan die amtierenden Außen- und Verteidigungsminister an, Maßnahmen zu ergreifen, um Konsultationen im Rahmen der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit einzuleiten, zu der sowohl Russland als auch Armenien gehören.
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