Die meisten Cyberkriminalität-Aktivitäten haben in der Regel Diebstahl oder Erpressung als Motiv, aber das bedeutet nicht, dass solche Straftaten einfach "zufällig" geschehen, erklärte der britische Außenminister Dominic Raab während einer Rede auf der CYBERUK-Konferenz des National Cyber Security Centre.
Raab glaubt, dass die "feindlichen staatlichen Akteure und kriminellen Banden" hinter solchen Angriffen nichts anderes wollen, als "die Grundlagen unserer Demokratie zu untergraben."
Der Minister versuchte daraufhin, praktisch alle großen Cyberverbrechen auf die üblichen aus westlicher Sicht Schuldigen zu schieben: "Nordkorea, Iran, Russland und China." Diese Staaten würden digitale Technologien nutzen, um "zu sabotieren und zu stehlen oder zu kontrollieren und zu zensieren", erklärte er.
Als nächstes beschrieb er Großbritannien und dessen westlichen Verbündeten als eine "Kraft des Guten in der Welt", die stets "Respekt vor dem Völkerrecht" zeige und Cyber-Fähigkeiten nur zur Verteidigung ihrer Bürger und zur Sicherung der "internationalen Zusammenarbeit" nutze.
Raab beschuldigte auch China und Russland, "kriminelle Banden" auf ihrem Territorium zu beherbergen, anstatt sie zu verfolgen, ließ jedoch die Erwähnung solcher Gruppen aus, die von Großbritannien oder verbündeten Nationen aus operieren könnten. Er erklärte:
"Wir können sehen, wie sich dieser Zusammenstoß zwischen autoritären und demokratischen Staaten gerade jetzt sehr direkt im Cyberspace abspielt."
Dabei bezog er sich auf eine Reihe von Cyberangriffen auf westliche Nationen, die Moskau und Peking meist ohne jegliche Beweise angelastet wurden.
Der britische Außenminister erwähnte auch einen Angriff auf Microsoft im März, der einer "staatlich gesponserten Gruppe, die von China aus operiert", zugeschrieben wurde. Auch die sogenannte NotPetya-Cyberattacke aus dem Jahr 2017 schaffte es in seine Rede, obwohl der Cyber-Virus in diesem Fall auch auf viele Unternehmen in Russland selbst abzielte, darunter den Ölriesen Rosneft.
Raab stellte eine Liste von Maßnahmen vor, die darauf abzielen, "die Widerstandsfähigkeit rund um die Regierung zu stärken" und "unsere inländischen Verteidigungsmaßnahmen auszubauen", zusätzlich zu einigen "offensiven" Cyber-Fähigkeiten – die natürlich nur zum Guten eingesetzt werden sollen.
Letztes Jahr schuf Großbritannien seine National Cyber Force, die laut dem Minister "gezielte offensive Cyber-Operationen durchführt, um die nationalen Sicherheitsprioritäten des Vereinigten Königreichs zu unterstützen." Er ging nicht näher auf die Details der Aktivitäten der Behörde ein, sagte aber, dass sie auch bei "militärischen Operationen" eingesetzt werden könne.
Er bestätigte den Einsatz gegen die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates in Syrien und im Irak und bekräftigte, dass das Vereinigte Königreich seine Befugnisse "zum Gutem" einsetzt, während seine Gegner sie dazu nutzen, um "das internationale System zu plündern."
Das Vereinigte Königreich hat die Bereitstellung von 22 Millionen Pfund (fast 26 Millionen Euro) angekündigt, um die Widerstandsfähigkeit der Cybersicherheit in ärmeren Ländern aufzubauen. Damit sollen "die Herzen und Köpfe in der ganzen Welt für unsere positive Vision des Cyberspace" gewonnen und verhindert werden, "dass China, Russland und andere das multilaterale Vakuum füllen".
Ein Teil des Geldes soll in die Schaffung eines neuen Cyber-Operationszentrums in Afrika fließen, das in Äthiopien, Ghana, Kenia, Nigeria und Ruanda arbeiten soll, um gemeinsame Operationen gegen Cyberkriminalität zusammen mit der Internationalen Kriminalpolizeilichen Organisation (bekannt als Interpol) zu erleichtern, so das britische Außenministerium in einer separaten Erklärung.
Raabs Äußerungen erfolgten zu einem Zeitpunkt, an dem Großbritannien eine neue Reihe von Gesetzen zur Bekämpfung von Spionage und staatsfeindlichen Aktivitäten, auch im Cyberspace, in Betracht zieht. Eines davon, der sogenannte Counter-State Threats Bill, würde den britischen Sicherheitskräften eine Reihe von Werkzeugen zur Verfügung stellen, um gegen die Aktivitäten ausländischer Staaten vorzugehen, während ein anderer die Schaffung eines neuen Registrierungssystems für ausländische Agenten vorsieht, wodurch Spionage bekämpft und Diebstahl geistigen Eigentums verhindert werden sollen.
Es wird auch erwartet, dass die britischen Gesetzgeber erneut über den Telecommunications (Security) Bill diskutieren werden, der Kontrollen für Software und Geräte von "Hochrisikoanbietern" wie dem chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei vorsieht.
Mehr zum Thema - Kreml: Microsoft-Bericht über russische Einmischung in US-Wahlen fehlt Beweis