Der Tübinger Impfstoffhersteller CureVac klagt einem Bericht zufolge über Lieferverzögerungen bei Vormaterialien. Er will auch die Bundesregierung einschalten.
Wie der Spiegel berichtet, habe das deutsche Biotech-Unternehmen aufgrund von Ausfuhrbeschränkungen der US-Regierung Probleme, bestimmte Vorprodukte und Rohstoffe für die eigene Impfstoffproduktion aus den USA zu beziehen. Man lebe teilweise von der Hand in den Mund, wird CureVac-Chef Franz-Werner Haas zitiert. Er habe deswegen große Probleme, Vorräte aufzubauen. Bei betroffenen, in den USA zurückgehaltenen Produkten gehe es um Nukleotide und Spezialbehälter. Der Bund ist über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an der Firma mit rund 18 Prozent beteiligt.
Das Handelsblatt zitiert ein Schreiben aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Darin heißt es:
"Die Nachfragesituation nach Impfstoffen auf den Weltmärkten ist aktuell sehr hoch, das betrifft auch die Nachfrage nach Zulieferprodukten, die Impfstoffhersteller für ihre Produktion benötigen."
Die Taskforce des Bundeswirtschaftsministeriums habe angeblich Kontakt mit US-Herstellern, Zulieferern und deutschen Muttergesellschaften aufgenommen. Die Aktie des Unternehmens gab am Dienstagnachmittag um gut sechs Prozent auf rund 92 Euro nach. CureVac wird derzeit an der Börse mit 17,5 Milliarden Euro bewertet.
Die mRNA-Technologie von CureVac gilt bisher als einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Anders als die beiden Konkurrenzprodukte ist der CureVac-Impfstoff allerdings noch nicht zugelassen – er befindet sich momentan in der abschließenden Phase-3-Studie. Der Zulassungsantrag ist für das zweite Quartal in Aussicht gestellt. Bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA läuft dazu das Zulassungsverfahren.
CureVac will in diesem Jahr bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen produzieren. Die EU hat davon 225 Millionen Dosen fest geordert und hält darüber hinaus eine Option für die Bestellung von weiteren 180 Millionen Dosen. Für Deutschland rechnet die Bundesregierung bisher mit der Lieferung von 24,5 Millionen Dosen des CureVac-Impfstoffes bis Ende des Jahres. Das könnte sich durch den Grundstoff-Lieferstopp nun verzögern.
Unterdessen weigert sich Brasilien trotz höchster Sterberaten von 2.595 Toten pro Tag, den Impfstoff Sputnik V zuzulassen. Der Chef der brasilianischen Arzneimittelbehörde Anvisa, Gustavo Mendes, sagte CNN Brasilien: "Der Impfstoff hat das Potenzial, ein genetisch verändertes Adenovirus zu erzeugen, dessen Reaktionen im menschlichen Körper und dessen potenzielle Risiken nicht bekannt sind. Wir haben Daten aus Russland analysiert und keine Studien gesehen, die die Sicherheit des Impfstoffes belegen. Das Vorsorgeprinzip hat uns dazu veranlasst, ihn nicht zu empfehlen."
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