Angesichts des wachsenden Einflusses Irans in der Region, insbesondere seiner zunehmenden militärischen Fähigkeiten, einigten sich der Nationale Sicherheitsberater in den USA, Jake Sullivan, und sein israelischer Amtskollege Meir Ben-Shabbat bei einem Treffen in Washington darauf, eine Sonderarbeitsgruppe einzurichten, die sich auf die Raketen- und Drohnenfähigkeiten der Islamischen Republik konzentriert.
Die Ankündigung erfolgte nach einem bilateralen Treffen von US-amerikanischen und israelischen Delegationen am Dienstag in der israelischen Botschaft, berichtete die Jerusalem Post. Israels Botschafter in den USA Gilad Erdan, Sicherheitsberater Ben-Shabbat und sein Stellvertreter Reuven Azar vertraten die israelische Seite, während US-Sicherheitsberater Sullivan und Barbara Leaf, Senior-Direktorin für den Nahen Osten und Nordafrika im Nationalen Sicherheitsrat, die USA vertraten.
Die US-amerikanischen und israelischen Beamten diskutierten in Washington, so die Erklärung aus dem Weißen Haus, über "ernsthafte Bedenken" hinsichtlich der Fortschritte im iranischen Atomprogramm und der Raketenfähigkeiten sowie des wachsenden Einflusses Irans in der Region, in der Teheran wiederholt den westlichen Interessen entgegentrete.
"Die Vereinigten Staaten haben Israel über die Gespräche in Wien auf dem Laufenden gehalten und das starke Interesse der USA an einer engen Konsultation Israels in der künftigen Atomfrage unterstrichen. Die USA und Israel waren sich über die erhebliche Bedrohung durch das aggressive Verhalten Irans in der Region einig, und US-Beamte betonten zudem die unerschütterliche Unterstützung von Präsident Biden für das Recht Israels, sich selbst zu verteidigen."
Unterdessen hielt der US-Sondergesandte für Iran, Rob Malley, ein virtuelles Treffen mit Vertretern des Golf-Kooperationsrates ab. "Gute Diskussion heute Morgen mit unseren GCC-Partnern über den Status der Atomverhandlungen und die regionale Sicherheit", twitterte Malley am Dienstag.
Das Treffen zwischen Sullivan und seinem israelischen Amtskollegen Ben-Shabbat fand zu einem Zeitpunkt statt, als Iran und die USA am Dienstag in Wien die dritte Gesprächsrunde über eine mögliche Rückkehr zum Atomdeal 2015 aufnahmen.
Die israelische Regierung versucht, alles daranzusetzen, um eine mögliche Rückkehr der USA zum Atomabkommen ohne zusätzliche Maßnahmen, die das iranische Raketenprogramm abdecken, zu verhindern.
Der Einsatz von iranischen Drohnen zur Luftüberwachung und für Angriffe im Nahen und Mittleren Osten habe die vollständige Luftüberlegenheit der USA zum ersten Mal seit dem Koreakrieg gekippt. Dies erklärte unlängst der US-Kommandant im Nahen Osten, General Frank McKenzie, gegenüber dem US-Kongress.
In diesem Zusammenhang kommentiert das US-Magazin Foreign Affairs, dass die jüngsten israelischen Aggressionen gegen Iran die "Sicherheitsbedenken" von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und sein "zunehmendes Misstrauen" gegenüber den Vereinigten Staaten widerspiegelten. Netanjahu glaube nicht, dass die Vereinigten Staaten die mutmaßlichen "Bedrohungen", die vom iranischen Atomprogramm sowie den Raketenfähigkeiten ausgehen, "vollständig berücksichtigen".
Eine Eskalation mit Iran habe sich für Netanjahu als optimal erwiesen, da er mit innenpolitischen Problemen wie Korruptionsvorwürfen sowie einer politischen Pattsituation konfrontiert sei.
"Washington müsste Netanjahu klarmachen, dass eine weitere Eskalation mit Iran die Beziehungen zwischen den USA und Israel schädigen würde."
Sollten die USA zum Atomabkommen zurückkehren, ohne dabei das iranische Programm für ballistische Raketen oder dessen Aktivitäten in der Region miteinzubeziehen, dann werde sich, so Foreign Affairs, Israel in einer "unhaltbaren Position" befinden.
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