Nach dem Strike auf Youtube wegen angeblicher Verstöße gegen Corona-Richtlinien der WHO Ende März kommt für RT DE jetzt der zweite. Unser Kanal darf ab Samstag zwei weitere Wochen keine Videos mehr auf der Video-Plattform veröffentlichen.
Youtube begründet die Sperrung damit, dass RT DE "medizinische Fehlinformation" verbreite, in diesem Fall in einem Kurzvideo über die Anti-Lockdown-Proteste in Melbourne im Oktober 2020.
Seit Youtube seine Richtlinien am 20. Mai 2020 geändert hat, werden keine Inhalte über COVID-19 mehr zugelassen, "die ein ernsthaftes Risiko von unerhörtem Schaden darstellen". Somit werden sämtliche "Inhalte, die den Hinweisen der WHO oder der lokalen Gesundheitsbehörden widersprechen", gelöscht. Auch das Video aus Melbourne wurde gelöscht, und der Kanal bekommt dafür eine Strafe.
Es gab allerdings keine Erklärung von Youtube, an welcher Stelle das Filmmaterial gegen die Auflagen verstoßen sollte. Die Chefredakteurin von RT DE Dinara Toktosunova hat hierzu eine Vermutung: "Als einer der Demonstranten von der Polizei weggeschleppt wurde, rief er: 'COVID gibt es nicht!' Youtube meint offenbar, wir hätten uns zu dem skeptischen Protagonisten hochbeamen sollen und Zeit gehabt, ihm überzeugend zu widersprechen", schreibt sie auf ihrem Telegram-Kanal.
Sie weist in ihrem Kommentar auch auf das Interview mit dem Kieler Internisten Dr. Claus Köhnlein hin, der der Auslöser für die Sperrung vor einem Monat gewesen war. Der Mediziner hatte sich skeptisch über PCR-Tests geäußert. Obwohl die RT-Journalistin die Äußerungen des Mediziners kritisch hinterfragt und die offiziellen Daten der Weltgesundheitsorganisation zur Sprache gebracht hatte, konnte die Löschung des Videos am 25. März nicht verhindert werden.
"Youtube ist extrem undurchsichtig in seinen Entscheidungen", kritisiert Toktosunova.
Die Regeln der Plattform besagen, dass "drei Strikes im gleichen Zeitraum von 90 Tagen dazu führen, dass Ihr Kanal dauerhaft von Youtube entfernt wird". Damit droht dem Kanal von RT DE mit derzeit 547.000 Abonnenten bereits beim nächsten Strike das endgültige Aus.
Wie schnell das passieren kann, zeigen zahlreiche Fälle in Russland und Deutschland. So wurden mehrere russische politische Nachrichtenkanäle mit Millionenpublikum im letzten Jahr von Youtube gelöscht. Dasselbe geschah mit dem Youtube-Kanal des bekannten alternativen deutschen Medienmachers Ken Jebsen KenFM. Auch RT-Ableger in anderen Sprachen geraten immer mehr unter Druck.
Am Freitag wurden vier Videos auf dem englischsprachigen RT-Hauptkanal für die Zuschauer unzugänglich. Auch in diesem Fall führte Youtube die Einschränkung auf angebliche Verstöße gegen seine Richtlinien zurück. Konkret wurden "medizinische Fehlinformationen" und "Spam, betrügerische Praktiken und Betrug" beanstandet.
Bei einem der Videos handelte es sich um ein Interview mit dem renommierten russischen Virologen und Grippe-Experten der Weltgesundheitsorganisation Dmitri Lwow, der sich durch die Erforschung der gefährlichsten Viren in der ehemaligen Sowjetunion und im Ausland einen Namen gemacht hatte. In dem Clip von Anfang März sprach Lwow mit dem RT-Journalisten Anton Krasowski über die Gefahren und möglichen Ursprünge der aktuellen COVID-19-Pandemie.
Ein weiteres blockiertes Video war eine Episode der Wayne Dupree Show, die von dem gleichnamigen schwarzen US-Journalisten moderiert wurde. Sie war der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden im Januar gewidmet, bei der Biden seine Anhänger dazu aufrief, die Veranstaltung wegen des COVID-19-Ausbruchs zu meiden.
Die russische Aufsichtsbehörde Roskomnadsor schickte einen Brief an die Führung von Google LLC und forderte, dass "alle Beschränkungen für RT-Youtube-Kanäle so schnell wie möglich aufgehoben werden".
Laut Roskomnadsor verletzen solche Handlungen der Youtube-Administration die wichtigsten Grundsätze der freien Verbreitung von Informationen und stellen einen Akt der Zensur des russischen Medienunternehmens dar.
Susan Wojcicki, die Vorstandsvorsitzende von Youtube, erhielt erst in dieser Woche den "Freedom of Expression"-Preis. In der Begründung hieß es, sie sei eine Verfechterin der freien Rede, und die Plattform beschütze Freiheiten "in jeder möglichen Hinsicht".
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