Iran hat nach eigenen Angaben die Anreicherung von Uran auf 60 Prozent des Isotops U235 in Natanz hochgefahren. Das teilte der Parlamentspräsident Mohammad Bagher Ghalibaf am Freitag in Teheran mit. Das ist der höchste Grad bisher und wird von Teheran als Reaktion auf einen Sabotageangriff auf die Atomanlage in Natanz bezeichnet, bei dem die Zentrifugen der ersten Generation vom Typ IR-1 beschädigt worden seien. Für den Sabotageangriff machte Iran bereits Israel verantwortlich. Die Rechnung, Irans Atomprogramm zu behindern, werde jedoch nicht aufgehen, berichteten iranische Medien seinerzeit.
Ghalibaf erklärte am Freitag, das iranische Volk sei fest entschlossen, jede Verschwörung aufzulösen. Die Anreicherung habe am Freitag kurz nach Mitternacht begonnen.
Der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde Ali Akbar Salehi erklärte dazu, Iran habe nun Zugang zu jeder Urananreicherungsstufe. Trotz der jüngsten Sabotage auf Atomanlage werde die Urananreicherung in Natanz fortgesetzt. Er habe erklärt, die 60-prozentige Anreicherung von Uran-235 sei im Zeitraum von zwei Tage abgeschlossen, meldet Press TV:
"Die Produktion von auf 60 Prozent spaltbaren Materials angereichertem Uran beträgt derzeit 9 Gramm pro Stunde."
Ein iranischer Beamter sagte gegenüber Reuters, dass "eine 60-prozentige Anreicherung nur in geringer Menge erfolgen wird". Die bereits in der Anlage durchgeführte 20-prozentige Anreicherung werde auch parallel zur 60-prozentigen Anreicherung von Uran fortgesetzt, fügte Salehi hinzu. Der Chef der iranischen Atomenergiebehörde hatte bereits den Sabotageangriff auf die Atomanlage in Natanz als "nuklearen Terrorismus" bezeichnet.
Iran könne sein Uran sogar auf 90 Prozent anreichern – und damit atomwaffentauglich machen –, aber das Land habe ein Atomwaffenprogramm nie gewollt und wolle es auch jetzt nicht, sagte der iranische Präsident kürzlich in Teheran.
Die Begrenzung der Urananreicherung auf maximal 3,67 Prozent U235 ist eine der wichtigsten Auflagen des Atomabkommen 2015, wodurch Iran an einem angeblichen Versuch zum Bau einer Atombombe gehindert werden soll. Teheran hat jedoch stufenweise die nach der Vereinbarung erlaubte Menge und Konzentration der Uranvorräte überschritten, da der damalige US-Präsident einseitig 2018 aus dem Atomdeal ausgestiegen und zugleich auch die Sanktionen gegen Iran wiedereingeführt hatte.
In Wien verhandeln seit der vergangenen Woche Diplomaten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, China, Russland und Iran, um den Atomdeal 2015 doch noch wiederzubeleben und damit zu retten. Das konkrete Ziel der jüngsten diplomatischen Bemühungen ist die Rückkehr der USA zu der Vereinbarung und die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Iran sowie eine überprüfbare Wiedereinhaltung aller nukleartechnischen Auflagen durch Iran. Der Oberste Führer Irans Ali Chamenei hat auch erneut bekräftigt, dass Iran erst dann zu seinen Verpflichtungen im Rahmen des Atomabkommens (JCPOA) zurückkehren werde, nachdem das Land überprüft habe, dass die Sanktionen nicht nur in Worten, sondern in der Tat aufgehoben sein würden.
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