MH17: Abgehörte Telefonate von Angeklagten geleakt – Verteidiger fordern Ermittlung

Niederländische Journalisten behaupten, Zugriff auf abgefangene Telefongespräche im Fall des Fluges MH17 erhalten zu haben. Nun fordern die Verteidiger eines der Beschuldigten die niederländische Staatsanwaltschaft auf, den Zugang zu allen Gesprächen zu gewährleisten.

Die Verteidiger von Oleg Pulatow, einem der vier russischen und ukrainischen Staatsangehörigen, die der Beteiligung am Abschuss der Boeing 777 über der Ostukraine im Sommer 2014 beschuldigt werden, haben die niederländische Staatsanwaltschaft aufgefordert, ein Datenleck in dem Fall zu ermitteln.

Dabei geht es um die Behauptung der niederländischen TV-Sendung Nieuwsuur, Zugriff auf abgefangene Telefonate eines der Beschuldigten, Sergei Dubinski, erhalten zu haben. Im Jahr 2014 war Dubinski Stellvertreter des damaligen Kommandanten der Rebelleneinheiten in Donezk, Igor Girkin.

Journalisten zufolge waren die Telefongespräche zwischen Dubinski und seinem Stellvertreter Pulatow im Juli und August 2014 vom ukrainischen Sicherheitsdienst SBU abgehört worden. Zwölf Telefonate wurden bereits vom Joint Investigation Team (JIT) veröffentlicht, die sich mit der Ermittlung des Falls befasst. Aus den Telefonaten geht hervor, dass Dubinski mehrere Stunden nach dem Absturz der Maschine nichts darüber gewusst haben soll.

Die Verteidiger Pulatows fordern nun die niederländische Staatsanwaltschaft auf, den Zugang zu allen abgehörten Telefonaten zu gewährleisten.

"Es ist unserer Meinung nach unzulässig, dass Journalisten Zugriff auf potenzielle Beweise haben, wobei weder das Gericht noch die Verteidiger Zugriff darauf haben", sagte der Rechtsanwalt Boudewijn van Eijck.

Der Prozess um den Abschuss der malaysischen Boeing 777 mit der Flugnummer MH17 begann in Amsterdam am 9. März 2020. Die niederländische Staatsanwaltschaft wirft den drei russischen Staatsbürgern Girkin, Dubinski und Pulatow sowie dem ukrainischen Staatsbürger Leonid Chartschenko vor, an dem Beschuss beteiligt zu sein.

Bereits vor dem Prozessauftakt hatte das russische Außenministerium eine Medienkampagne rund um den Fall mit einem "anschuldigenden Ton" gegenüber Russland beklagt, der nicht hinnehmbar sei. Dies sei auch ein Versuch, Druck auf das Gericht auszuüben, meinte damals die Sprecherin der Behörde, Maria Sacharowa.

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