Zwischenfall in Urananreicherungsanlage: Teheran spricht von "Nuklear-Terrorismus"

Auf die iranische Nuklearanlage in Natanz wurde am Sonntag ein "terroristischer Angriff" verübt, gab der Nuklearchef Irans am Sonntag bekannt. Zunächst war von einem elektrischen "Zwischenfall" gesprochen worden.

Iran hatte am Freitag neue Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb genommen. Einen Tag darauf wurde ein "elektrischer Zwischenfall" gemeldet, der jedoch keine weiteren Schäden verursachte. Am Sonntag erklärte die iranische Regierung dann, dass es sich bei dem Zwischenfall offenbar um einen Angriff gehandelt hätte. 

Die Islamische Republik warnte, man behalte sich "Maßnahmen" gegen diejenigen vor, die hinter dem Angriff auf die Atomenergieanlage in Natanz in der Provinz Isfahan steckten. Das erklärte der Leiter der iranischen Atomenergieorganisation Ali Akbar Salehi im Staatsfernsehen am Sonntag. Salehi sprach von Nuklear-Terrorismus. 

Nicht genannte Quellen teilten dem israelischen Nachrichtenkanal 13 mit, dass der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter dem Angriff stecken würde.

Der Vorfall soll laut israelischen Medien durch einen Cyberangriff verursacht worden sein. Eine offizielle Erklärung von israelischen Beamten gab es bislang nicht. Ein Mitglied der Energiekommisson des iranischen Parlaments, Malek Shariati Niasar, beschrieb den Vorfall ebenfalls als "sehr verdächtig" und sagte, er habe angenommen, dass es sich möglicherweise um "Sabotage oder Infiltration" handeln könnte. 

Iranische Medien berichteten Sonntagabend zudem, dass der Sprecher der Atomenergie-Organisation Behrouz Kamalvandi beim Besuch der Nuklearanlage Natanz einen Unfall hatte und sich dabei am Kopf und am Knöchel verletzt hat. 

Teheran betont, dass das Urananreicherungsprogramm des Landes friedlichen Zwecken dient. Anfang Februar wurde bekannt gemacht, dass Hunderte von Zentrifugen mit einer höheren Kapazität für die Urananreicherung installiert wurden. Stunden nach der offiziellen Einweihung der Zentrifugen durch den iranischen Präsidenten Hassan Rohani ereignete sich der Vorfall.

Iran wird seitens der USA vorgeworfen damit gegen die Auflagen des 2015 geschlossenen Atomabkommen (Joint Comprehensive Plan of Action) zu verstoßen. Derzeit wird über die Wiederbelebung des Abkommens verhandelt. Die Vereinigten Staaten waren 2018 unter dem US-Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen ausgetreten. Neue US-Sanktionen gegen die Islamische Republik Iran traten in Kraft. Falls Iran den Auflagen des Abkommens wieder folgt, würden die USA diesem Abkommen wieder beitreten, sagte US-Präsident Joe Biden. Teheran fordert dagegen zunächst die Aufhebung aller Sanktionen. 

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