Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verteidigte am Freitag seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin wegen der schweren Vorwürfe von US-Präsidenten Joe Biden gegen ihn. Dieser hatte Putin als "Killer" bezeichnet. Die Äußerungen des US-Präsidenten über ihn seien "inakzeptabel". Putins Antwort auf die Vorwürfe bezeichnete er als "elegant". Erdoğan, der nach dem Freitagsgebet mit Journalisten sprach, erklärte laut Sputnik Türkei:
"Die Äußerungen von Herrn Biden über Putin sind nicht angemessen für einen Präsidenten. Herr Putin tat, was notwendig war, indem er eine sehr kluge, sehr elegante Antwort gab."
In einem umstrittenen Interview mit dem US-amerikanischen Sender ABC hatte Biden am Mittwoch erklärt, er stimme mit der Charakterisierung Putins als "Killer" überein. Zudem deutete er an, dass Putin keine Seele habe und warnte, Russland werde "einen Preis zahlen" für seine angebliche Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen.
Moskau wies die Einmischungsvorwürfe vehement zurück und bezeichnete sie als haltlos und unbegründet. Der russischen Regierung zufolge signalisieren Bidens Bemerkungen über Putin, dass das Weiße Haus nicht den Wunsch habe, die Beziehungen zu Russland zu verbessern. Russland rief seinen Botschafter in Washington zu Konsultationen zurück, um zu bestimmen, "was zu tun ist und wohin man im Rahmen der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten gehen sollte".
Putin selbst wies Bidens Anschuldigungen am Donnerstag ab, indem er sagte, er wünsche ihm aufrichtig "gute Gesundheit" und deutete anschließend an, dass der US-Präsident möglicherweise die Sünden seines eigenen Landes auf Russland projiziere.
Der russische Präsident betonte, dass die US-Führung, ob sie es nun wolle oder nicht, die russischen Interessen berücksichtigen müsse. Er fügte hinzu, dass er bereit sei, am Freitag oder Montag per Videoverbindung Gespräche mit Biden zu führen, um über eine Reihe von Themen wie die Corona-Krise, regionale Konflikte oder strategische Stabilität zu besprechen.
Putin und Biden hatten sich zuletzt am 26. Januar per Telefon ausgetauscht und einigten sich dabei darauf, den New-START-Vertrag zur Rüstungskontrolle um weitere fünf Jahre zu verlängern und "transparente und konsistente Kommunikation in der Zukunft" zu pflegen.
Bidens Bezeichnung des russischen Präsidenten als "Killer" ist nicht der erste Versuch, ein ausländisches Oberhaupt zu diffamieren. Im letzten Jahr nannte er den chinesischen Präsidenten Xi Jinping einen "Schläger", verglich den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un mit Hitler und bezeichnete Erdoğan als "Tyrannen".
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