Nach dem "Killer"-Gate: Moskau entsendet nur Junior-Diplomatin zum virtuellen UN-Gipfel mit Biden

Die diplomatischen Spannungen zwischen Moskau und Washington, D.C. verschärfen sich. Russland war die einzige Nation, die nicht ihren ranghöchsten UN-Vertreter zum Videogipfel mit US-Präsident Joe Biden entsandte. Moskau schickte eine Nachwuchs-Diplomatin.

US-Präsident Joe Biden scheint die überraschende Einladung seines russischen Amtskollegen Wladimir Putin zu einer öffentlichen Live-Debatte abgelehnt zu haben. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses behauptete, Biden sei mit anderen Dingen "ziemlich beschäftigt". Damit dürften die diplomatischen Spannungen zwischen Moskau und Washington keineswegs aus der Welt sein.

Der US-Präsident Biden bat die ständigen Vertreter des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, in dem Russland wie alle Großmächte ein Ständiges Mitglied ist, zu einer virtuellen Diskussion über das "Engagement seines Landes für eine wertebasierte globale Führung". Dabei forderte der US-Präsident zugleich insbesondere um Maßnahmen bezüglich der Krisen in mehreren Regionen auf der ganzen Welt, darunter Myanmar, Äthiopien, Syrien und Jemen.

Dmitri Poljanski, erster Stellvertreter des russischen UN-Botschafters Wassili Nebensja, bestätigte am Freitag, dass keiner von beiden das Treffen besucht hatte. Stattdessen habe Anna Jewstignejewa, eine jüngere Diplomatin unter seinen drei Stellvertretern, an den Gesprächen teilgenommen. Sie machte den Berichten zufolge keine Anmerkungen.

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RIA Nowosti berichtet, dass Russlands diplomatische Vertretung bei der UNO die einzige Nation war, die nicht ihren Spitzendiplomaten zur Konferenzschaltung mit dem US-amerikanischen Präsidenten schickte.
Die Entscheidung traf mitten in die Phase eines denkwürdigen Schlagabtausches zwischen Biden und seinem russischen Amtskollegen. In einem brisanten Interview mit ABC am Beginn dieser Woche war Biden gefragt worden, ob er Putin für einen Mörder halte. "Das tue ich", antwortete Biden kurz und bündig.

Am Donnerstag antwortete der russische Präsident, dass die Beurteilung anderer Länder oft "wie der Blick in einen Spiegel" sein könne. "Als ich ein Kind war und wir uns auf dem Spielplatz stritten, sagten wir immer: 'Was immer du [über andere] sagst, ist das, was du selbst bist'", sagte Putin.

Neue Sanktionen wegen Wahlbeeinflussung

Es wird erwartet, dass die USA bereits in der nächsten Woche neue Sanktionen gegen Russland verhängen wollen, als Reaktion auf die lancierten Behauptungen, Moskau hätte angeblich versucht, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 zu beeinflussen. Ein aktueller gemeinsamer Bericht von US-Geheimdiensten argumentiert, dass ein Netzwerk von russischen Akteuren hätte mit dem Ziel gearbeitet, "Präsident Bidens Kandidatur und die Demokratische Partei zu verunglimpfen, den ehemaligen Präsidenten Trump zu unterstützen, das öffentliche Vertrauen in den Wahlprozess zu untergraben und die gesellschaftspolitischen Spaltungen in den USA zu verschärfen".

Am Mittwoch dementierte Putins Sprecher Dmitri Peskow die Behauptungen und betonte, dass "Russland nichts mit irgendwelchen Kampagnen gegen einen der Kandidaten zu tun hat. In dieser Hinsicht betrachten wir diesen Bericht als falsch". Stattdessen, so argumentierte er, würden diese Behauptungen nur als Vorwand verwendet, um neue Sanktionen zu verhängen.

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