Nach einer Serie von kritischen Äußerungen aus den USA haben sich die Beziehungen zwischen Washington und Moskau wieder ernsthaft zugespitzt. Eine Reihe russischer Top-Politiker hat das bereits kommentiert. Auch der russische Präsident Wladimir Putin hat zur Insinuation des US-Präsidenten Joe Biden, er, Putin, sei ein Mörder, ausführlich Stellung bezogen.
"Was die Äußerung meines amerikanischen Amtskollegen betrifft, so sind wir, wie er sagte, wirklich persönlich miteinander bekannt. Was würde ich ihm antworten? Ich würde ihm sagen: Bleiben Sie gesund! Ich wünsche ihm eine gute Gesundheit", sagte der russische Präsident und betonte, er mache keine Witze und meine das nicht ironisch.
Putin sagte, dass die USA die russischen Interessen berücksichtigen müssten. Er merkte auch an, dass Menschen bisweilen auf andere projizieren, was sie über sich selbst denken.
"Es hat viele schwierige, dramatische und blutige Ereignisse in der Geschichte jeder Nation gegeben. Aber wenn wir andere Menschen beurteilen, wenn wir andere Staaten, andere Völker beurteilen, schauen wir immer in einen Spiegel. Wir sehen dabei immer auch uns selbst", sagte Putin.
Laut dem Präsidenten bildete sich die amerikanische Regierungsklasse im Zeitalter der Eroberung dieses Kontinents durch die Europäer, "was mit der Eliminierung der einheimischen Bevölkerung verbunden war. Das war ein direkter Völkermord an den Indianerstämmen".
Am Mittwoch hatte der US-Präsident Joe Biden in einem Interview mit dem Sender ABC die Frage der Korrespondenten, ob er denn Putin für einen Mörder halte, ausdrücklich bejaht. Ein Korrespondent fragte: "Sie kennen also Wladimir Putin. Halten Sie ihn für einen Mörder?"
"Hm, hm, das tue ich!", antwortete Biden und fügte hinzu: "Sie werden sehen", dass Putin "bezahlen wird". Er ging dann aber nicht näher darauf ein.
US-amerikanischen Medien zufolge werden die USA voraussichtlich schon nächste Woche weitere Sanktionen gegen Russland als Reaktion auf die angeblichen neuerlichen Versuche Russlands einer Wahlbeeinflussung in den USA verhängen. Ein anonymer Biden-Mitarbeiter sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Präsident fest entschlossen sei, auf die angeblich "destabilisierenden russischen Aktionen" zu reagieren.
Bereits am Mittwoch hatte die Biden-Administration weitere Sanktionen gegen die Russische Föderation verkündet – wegen des angeblichen "Einsatzes von Chemiewaffen gegen Dissidenten" und wegen der mutmaßlichen Vergiftung des Politbloggers Alexej Nawalny.
Biden "will eindeutig keine guten Beziehungen" zu Russland, erklärte der Kremlsprecher Dmitri Peskow, als die Journalisten ihn am Donnerstag fragten, wie er zu seinen Äußerungen stehe. Diese seien ein Beweis dafür, dass Washington es mit den Beziehungen zu dem Land nicht ernst meine. Peskow sagte, dass es keinen Präzedenzfall für solche Bemerkungen in der Geschichte der beiden Nationen gegeben habe.
"Das sind sehr schlechte Aussagen des US-Präsidenten", fügte er hinzu. "Er will eindeutig keine Beziehung zu unserem Land aufbauen, und wir werden auf dieser Basis vorgehen."
Am Mittwochabend wurde der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, zu Gesprächen über die Zukunft der Beziehungen zu Washington nach Moskau zurückgerufen. Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte, dass Konsultationen notwendig seien, "um zu analysieren, was zu tun ist und wohin man im Zusammenhang mit den Beziehungen zu den USA gehen soll."
Laut dem Sprecher des russischen Parlaments Wjatscheslaw Wolodin haben die Äußerungen des US-Präsidenten einen diplomatischen Bruch verursacht. Der Spitzenpolitiker argumentierte: "Das ist ein Wutanfall, der aus der Ohnmacht kommt. Putin ist unser Präsident, ihn anzugreifen ist ein Angriff auf unser Land."
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