Inmitten verstärkter NATO-Aktivitäten an der russischen Grenze genehmigen die USA den Verkauf von modernen Boeing-Spionagejets an Deutschland samt Ausrüstung. Am Freitag hatte das Büro für Politisch-Militärische Angelegenheiten (Bureau of Politico-Military Affairs) des Außenministeriums die Genehmigung des deutschen Antrags zum Kauf von fünf Seefernaufklärern des Typs P-8 Poseidon bekannt gegeben. Als Teil des Pakets, das derzeit einen Wert von 1,77 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) hat, werden unter anderem Triebwerke, Sensoren, Radarsysteme, Kommunikationsausrüstung, Ersatzteile, Software und Ausbildung genannt.
Berlin will seine betagte Bundeswehr-Flotte von acht Seefernaufklärern vom Typ P-3C Orion bis 2025 austauschen und ist bestrebt, die Poseidon-Flugzeuge zu beschaffen, die Boeing als Nachfolgemodell entwickelt hat. Sie sind derzeit bei der US Navy, den britischen Luftstreitkräften (Royal Air Force) und der Royal Australian Air Force im Einsatz.
In einer offiziellen Mitteilung an den US-Kongress teilte die Defense Security Cooperation Agency (DSCA) mit, der Verkauf würde "die Außenpolitik und die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten fördern, indem er die Sicherheit eines NATO-Verbündeten" verbessert, der als "eine wichtige Kraft für die politische und wirtschaftliche Stabilität in Europa" beschrieben wird.
Im Rahmen des Projekts sollen vier US-Regierungsbeamte und vier Vertragspartner zwei Jahre in Deutschland verbringen, um bei der "Einarbeitung in die Ausrüstung, Ausbildung und Unterstützung bei der Belieferung" zu assistieren, hieß es weiter seitens der DSCA. Der US-Kongress muss dem Verkauf noch endgültig zustimmen, aber es gilt als unwahrscheinlich, dass er auf Widerstand stößt.
Der Verkauf ist ein Glücksfall für Boeing, den wichtigsten US-Hersteller von zivilen und militärischen Flugzeugen. In den vergangenen zwei Jahren musste das US-Unternehmen seine 737-Max-Flotte wegen einer Reihe von fatalen Abstürzen am Boden lassen und dann die Produktion in seinem größten Werk in Washington wegen der COVID-19-Pandemie einstellen.
Boeing bewirbt die P-8A als "einen Mehrzweck-Seefernaufklärer, der sich durch seine Fähigkeiten in der U-Boot-Bekämpfung, der Anti-Oberflächenkriegsführung, der Nachrichtengewinnung, Überwachung und Aufklärung sowie der Suche und Rettung auszeichnet", und fügt an, dass sie "das fortschrittlichste Waffensystem der Welt" mit dem Kostenvorteil kombiniert, 86 Prozent ihrer Teile mit der 737 zu teilen.
Die Poseidon ist nicht nur ein Spionageflugzeug, das in der Lage ist, Ziele zu überwachen oder Kampfflugzeuge zu ihnen zu lotsen, sondern auch eine Waffenplattform, die nach Ansicht von Luftfahrtexperten "eine ernst zu nehmende Schlagkraft hat" und in der Lage ist, Raketen und Bomben für den Angriff auf Boden-, See- und Unterwasserziele gleichermaßen zu tragen.
Der Anschaffung der modernen Jets durch Deutschland geht eine starke Zunahme der NATO-Flüge entlang der russischen Grenze im letzten Jahr voraus. Allein im Jahr 2020 registrierte das russische Verteidigungsministerium schätzungsweise 2.900 Kampfflugzeuge und 1.100 Spionageflugzeuge, die sich dem Luftraum des Landes näherten und in vielen Fällen von Abfangjägern eskortiert werden mussten.
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