Die Fan-Organisation ProFans hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Boykott der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar aufgefordert. In einer Pressemitteilung äußert ProFans, es gehe dabei "nicht um Fragen von Politik und Kultur", sondern "um Menschlichkeit, um das Recht auf Leben". Hintergrund sind laut Organisation "Meldungen über menschenverachtende Bedingungen bei der Errichtung der WM-Infrastruktur in Katar".
Die britische Zeitung The Guardian hatte Ende Februar berichtet, dass seit der WM-Vergabe im Jahr 2010 durch die FIFA in Katar mehr als 6.500 Gastarbeiter aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka gestorben seien. The Guardian berief sich dabei auf Regierungsangaben der jeweiligen Länder.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Katar daraufhin dazu aufgerufen, Todesfälle unter Arbeitsmigranten unabhängig zu untersuchen. Katars Regierung teilte hingegen nach Angaben der dpa mit, die Sterberate unter Millionen ausländischer Arbeiter liege in einem zu erwartenden Bereich. Der Zeitungsbericht von The Guardian führe die Öffentlichkeit in die Irre.
Dennoch werden die Stimmen nach einem Boykott lauter. In Norwegen stimmten beispielsweise zahlreiche Fußballvereine – darunter auch Rosenborg Trondheim, der größte Verein des Landes – für einen Boykott der WM 2022 in Katar. Der Norwegische Fußballverband NFF will am 14. März über ein mögliches Boykott-Votum beraten. Es geht dabei auch um finanzielle Fragen. Obwohl eine WM-Teilnahme Norwegens nicht als wahrscheinlich gilt. Norwegen muss in der WM-Qualifikation gegen die Niederlande, Türkei, Montenegro, Lettland und Gibraltar spielen. Dennoch berechnete der NFF, dass ihm durch einen Boykottaufruf fast zehn Millionen Euro entgehen würden. "Das würde Spitzenklubs genauso treffen wie den Breitensport", sagte NFF-Generalsekretär Pål Bjerketvedt der Deutschen Welle.
Die Einnahmeeinbußen dürften für den DFB – zumal bei einer wahrscheinlichen WM-Teilnahme – um ein Vielfaches höher liegen. Dennoch fordert ProFans dazu auf, den Schritt des Boykott zu gehen:
"Wir fordern den DFB auf, die Teilnahme an der WM in Katar abzusagen."
Die Fan-Organisation rechnet vor, dass "alle sieben Stunden" auf den WM-Baustellen in Katar "ein Arbeiter vom indischen Subkontinent" sterbe – "wir können nicht darüber hinwegsehen".
"Ein rauschendes Fußballfest auf den Gräbern von Tausenden Arbeitsmigranten – daran teilzuhaben, wäre das Ende von Ethik und Würde. Mit Entsetzen wenden wir uns davon ab. Fußball ist mehr als nur ein Spiel. Fußball ist auch: gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Wir sind sicher, andere werden dem Beispiel Deutschlands folgen. Will der DFB noch einen letzten Rest von Glaubwürdigkeit behalten, muss er seine Teilnahme an diesem Turnier absagen, und zwar jetzt!"
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