Der US-Geheimdienst will bald einen Bericht veröffentlichen, der zu dem Schluss kommt, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in die grausame Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi 2018 involviert war, wie Reuters vermeldete. Der Bericht, der weitgehend auf CIA-Recherchen basiere, komme zu dem Ergebnis, dass bin Salman die Ermordung Khashoggis gebilligt und mutmaßlich angeordnet habe, schreibt Reuters unter Berufung auf vier mit der Angelegenheit vertraute US-Beamte.
CNN berichtete am Mittwoch unter anderem, die beiden von den Mördern Khashoggis genutzten Privatjets in Richtung Istanbul gehörten einer Firma, die weniger als ein Jahr zuvor vom mächtigen Kronprinzen des Königreichs in Besitz genommen worden sei. Der 59-jährige Journalist Khashoggi war im Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul von einem entsandten 15-köpfigen Kommando ermordet worden. Seine Leiche wurde zerstückelt, die sterblichen Überreste wurden nie gefunden.
Unter Berufung auf diese durchgesickerten Dokumente berichtete CNN, dass das Eigentum an der Firma Sky Prime Aviation 2017 auf den Public Investment Fund von Saudi-Arabien übertragen worden sei. Die Flugzeuge des Unternehmens seien später bei der Ermordung Khashoggis im Oktober 2018 eingesetzt worden. Der Staatsfonds wird von der saudischen Königsfamilie geleitet, und zwar vom 35-jährigen Kronprinzen. Die Tatsache, dass die Flugzeuge einer Firma gehörten, die unter der Kontrolle des saudischen Kronprinzen stand, "stellt eine weitere Verbindung zwischen Khashoggis Mord und MBS her", vermeldete CNN.
Die bevorstehende Veröffentlichung des US-Geheimdienstes über den Mord an Khashoggi wird eine bedeutende Wende in den Beziehungen zwischen Washington und Riad einleiten. Während Trump die Rolle des saudischen Staates bei dem Mord runtergespielt hatte und die Nähe zum de facto regierenden bin Salman suchte, geht Biden seit seinem Amtsantritt deutlich auf Distanz zum Kronprinzen.
Eine als geheim klassifizierte Version des Berichts war bereits Ende 2018 Mitgliedern des US-Kongresses zur Verfügung gestellt worden. Aber die Trump-Administration lehnte Forderungen von Abgeordneten und Menschenrechtsgruppen ab, eine deklassifizierte Version zu veröffentlichen.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, unterstrich am Mittwoch, der US-Präsident werde ausschließlich mit König Salman kommunizieren anstatt mit dessen Sohn. Mit diesem diplomatischen Schritt signalisiert Biden im Grunde seinen neuen Kurs gegenüber Saudi-Arabien. Biden sagte den Journalisten am Mittwoch, er habe den Geheimdienstbericht gelesen und werde bald mit dem 85 Jahre alten saudi-arabischen König Salman telefonieren.
Bin Salman hat eine fragile Machtbasis innerhalb der saudischen Königsfamilie, insbesondere seit dem Fall Khashoggi. Insofern regulierte er seinerzeit seine Beziehungen zu den USA unter dem ehemaligen US-Präsidenten Trump auf Geschäftsbasis, indem er Golfstaaten dazu bewegte, ihre Beziehungen zu Israel zu normalisieren. Im Gegenzug stiegen die USA 2018 aus dem Atomabkommen mit dem Iran aus. Biden will diese Politik rückgängig machen und "Menschenrechte" ganz oben auf seine Agenda setzen.
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