Wie die Financial Times berichtete, hatten sich chinesische Regierungsbeamte an die Führungskräfte der Industrie gewandt, um zu verstehen, wie stark US-amerikanische und europäische Unternehmen betroffen wären, falls Peking den Export Seltener Erden einschränken würde. Berichten zufolge interessierte sich Peking außerdem dafür, wie viel Zeit die USA bräuchten, um ihre eigene Produktion der lebenswichtigen Rohstoffe zu verbessern oder alternative Quellen zu finden.
"Die Regierung will wissen, ob die USA Probleme haben könnten, F-35-Kampfflugzeuge herzustellen, falls China ein Exportverbot verhängt", zitierte die Financial Times einen chinesischen Regierungsberater.
Die Beratungen fanden statt, nachdem Peking im vergangenen Monat einen Entwurf zur weiteren Stärkung der Regulierung Seltener Erden eingeführt hatte. Nach Angaben des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie umfasst das Dokument das Quotenmanagement für die heimische Seltenerdproduktion, das Investitionsmanagement und die Kontrolle. Ein weiteres chinesisches Gesetz, das im Dezember eingeführt wurde, zielt darauf ab, Lieferungen kontrollierter Güter, einschließlich Seltener Erden, einzuschränken. Die Kürzungen könnten auf Länder abzielen, die Exportkontrollmaßnahmen missbrauchen und Chinas Interessen verletzen. Dies könnte auch die USA betreffen, die in den letzten Monaten den Druck auf chinesische Technologieunternehmen erhöhten.
Seltene Erden – eine Gruppe von 17 Elementen, die für viele Branchen von der Unterhaltungselektronik bis zur Rüstungsindustrie von entscheidender Bedeutung sind – stehen seit Langem im Zentrum des Handelskrieges zwischen den USA und China. Chinesische Medien warnten mehrmals, dass Peking bereit sei, Exportstopps zu verhängen. So weit kam es aber noch nicht. Der potenzielle Schritt wird als eine "nukleare Option" Pekings im Handelskrieg mit Washington angesehen, da China für etwa 80 Prozent der weltweiten Seltenerdproduktion verantwortlich ist und auch die größten Reserven dieser Metalle besitzt.
Während die USA früher der weltweit größte Produzent dieser Rohstoffe waren, ist das Land derzeit stark von chinesischen Exporten abhängig. Als der Handelskonflikt diese Schwachstelle aufdeckte, versuchte Washington, die Investitionen in den kritischen Sektor anzukurbeln und nach Möglichkeiten zu suchen, seine eigene Produktion zu steigern.
Im Jahr 2019 befahl das Weiße Haus dem Pentagon, die Produktion von Seltenerdmagneten anzukurbeln, die sowohl für die Herstellung von zivilen als auch militärischen Motoren verwendet werden. Der damalige US-Präsident Donald Trump unterzeichnete im September eine Verordnung, in der ein nationaler Notfall in der Bergbauindustrie ausgerufen wurde. Trump forderte das Innenministerium auf, den 70 Jahre alten Defense Production Act zu prüfen, um die Entwicklung des Bergbaus zu beschleunigen.
Mehr zum Thema - Streit mit Australien: China kauft Kokskohle jetzt in der Mongolei