Das internationale Ansehen der Vereinigten Staaten, dem lange reichsten und machtvollsten Land der Erde, verändert sich. Laut der Global Times, einer staatsnahen englischsprachigen Tageszeitung in China, ist es im Jahr 2020 gar der weltweite Vorreiter gescheiterter Länder.
In einem Artikel vom Mittwoch mit der Überschrift "Während China das Virus bekämpft, frönen die USA dem Machtkampf" wird beschrieben, wie zwar auch China noch mit dem Coronavirus zu tun hat, in den USA jedoch Tausende sterben, während die Politik auf Machterhalt statt auf die dringenden Bedürfnisse der Bevölkerung ausgerichtet sei.
Als "gescheiterter Staat" gilt ein Land, das so weit zerfallen ist, dass die grundlegenden Institutionen und Verantwortlichkeiten einer souveränen Regierung nicht mehr richtig funktionieren, oder die Regierung ihre Legitimität verliert. In dem Artikel wird jedoch ein gescheitertes Land beschrieben, sodass die USA in dieser Hinsicht womöglich nicht in eine Reihe mit "gescheiterten Staaten" wie Afghanistan gestellt werden sollen.
Mehr zum Thema - Amerikawissenschaftler Strick: Trump ist "die Kasperlefigur eines großen Desinformationsimperiums"
Es sei ein sehr harter Winter, beginnt der Artikel und zählt einige der Provinzen auf, in denen es im Land noch Corona-Fälle gibt. Ein Anstieg von 107 Fällen am Dienstag sei schockierend, viele der in der ersten Welle bewährten Präventions- und Kontrollmaßnahmen seien reaktiviert worden und die Eindämmung der Pandemie die Hauptsorge der lokalen Regierungen im Land. Während China nur eines der Schlachtfelder der globalen Pandemie sei, habe es in den USA am selben Tag 230.000 Neuinfektionen und Tausende Tote gegeben.
Um dem Volk zu dienen, hätten die beiden Parteien alle Streitigkeiten beiseitelegen und die besten Voraussetzungen für die Bekämpfung der Pandemie schaffen müssen. Doch offenbar stehe nicht diese Sorge im Mittelpunkt der politischen Bemühungen, sondern der Kampf zwischen den politischen Lagern.
Angesichts solch zahlreicher Todesfälle wären in einem sozialistischen Land viele Beamte vor Gericht gebracht worden. Gegen sie würde wegen Fahrlässigkeit ermittelt werden.
Die Rechte der Menschen wurden den politischen Interessen hintangestellt, und so erhielten die Präsidentschaftswahlen mehr Aufmerksamkeit als der Kampf gegen die Pandemie. Dies habe einen tiefen Eindruck beim chinesischen Volk hinterlassen, heißt es in dem Artikel.
Laut einer Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten sind die USA mit über 22,685 Millionen Infektionen und 380.524 Todesfällen weltweit am stärksten vom Coronavirus betroffen.
Trump und die Republikanische Partei seien dafür verantwortlich, wie viele Menschen bis zum 20. Januar gestorben sind. Die Demokratische Partei sei nur für das verantwortlich, was danach passiert, so die Global Times.
Auch US-Außenminister Mike Pompeo wird in dem Artikel erwähnt. Er habe nichts dazu beigetragen, die weltweite Problematik der Pandemie zu lösen, sondern "sein Bestes getan (...), um Hass auf der Welt zu schüren und eine geopolitische Konfrontation zwischen Großmächten zu schaffen".
Dieser ziemlich harte Winter sei ein Test dafür, ob die Staats- und Regierungschefs der Welt wirklich nach der auf den Menschen ausgerichteten Philosophie handeln und ob sie ihre Länder aus einer Krise manövrieren sowie ihre Völker einen können.
"Die Situation ist so kritisch, dass es keinen Platz für Angeberei und politische Shows gibt. Es ist die gemeinsame Mission aller Länder, weniger Todesfälle und weniger Infektionen zu haben und das Leben der Menschen so normal wie möglich zu gestalten. Das ist die realistischste Bedeutung des heiligen Begriffs der Menschenrechte in diesem Winter."
Die USA seien das am meisten gescheiterte Land des Jahres 2020. Wie Konfuzius sagte: "Die Dinge der Schande zu kennen, bedeutet, der Stärke nahe zu sein."
Der Artikel schließt mit der Hoffnung, "dass Pompeo und seinesgleichen in den letzten Tagen ihre Arroganz abschütteln".
Mehr zum Thema - Ein Jahr Corona: Rückkehr zur Normalität in Wuhan