Jeff Bezos geht in die Luft – Amazon-Chef investiert Milliarden in eigene Luftfrachtlogistik

Der US-amerikanische Multimilliardär erschließt in der Corona-Krise neue Märkte und sichert Lieferketten. Stefan Emons, Miteigentümer der drittgrößten Spedition in Deutschland, sagte RT DE, dass er sich von der Politik "verlassen" fühlt.

Der mit rund 170 Milliarden Euro zweitreichste Mann der Welt, Amazon-Chef Jeff Bezos, macht den Frachtfirmen Konkurrenz. Zu seinen 79 gemieteten Maschinen kaufte er auf dem durch die Corona-Krise ausgetrockneten Luftfahrzeugmarkt elf Boeing-767-300-Maschinen (Neupreis: 1,6 Milliarden Euro).

Genaue Preise der gebrauchten Flieger will Bezos nicht nennen. In vier der Flieger saßen bis vor Kurzem noch Passagiere der kanadischen Fluglinie Westjet, in den sieben anderen Fluggäste der US-Airlines Delta. Jetzt liegen dort Pakete für Kunden seines Abodienstes "Prime", die kaum 24 Stunden später ausgeliefert sind. Bezos zieht aus der Krise der Airlines einen Vorteil, denn Flugzeuge sind nach Branchenkennern derzeit besonders günstig. Zusätzlich reduziert er so die hohen Mietgebühren, die auf dem Spotmarkt für Transporte verlangt werden.

Durch die coronabedingte Schließung vieler Einzelhandelsgeschäfte in Europa bleibt den Kunden oft kaum eine andere Wahl, als zu dem Onlinehändler auszuweichen. Das bescherte Bezos allein zwischen April und Juni 2020 Erlöse von knapp 89 Milliarden US-Dollar – ein massives Wachstum von gut 40 Prozent zum Vorjahr.

Allerdings stiegen wegen der COVID-19-Pandemie auch die Ausgaben. Angesichts des großen Kundenansturms auf seine Lieferdienste stelle er rund 100.000 Mitarbeiter ein. Sonderkosten von rund 4,0 Milliarden Dollar wegen der Pandemie drohten. Bezos' Aktie gehört dennoch in der Krise bislang zu den großen Gewinnern. In den letzten zwölf Monaten stieg der Aktienkurs von Amazon um über 52,3 Prozent.

Seine nahezu ungebrochene eigene Lieferkette ergänzte Bezos jüngst erst am Flughafen Halle/Leipzig auf 20.000 Quadratmeter Lagerhallen für ein eigenes regionales Luftfrachtzentrum baute. Dort laden seine Mitarbeiter aus Amazon-Lkw Hunderte von Paketen in zwei gemietete 737-800-Boeings, die zweimal täglich andere europäische Städte anfliegen. Drei weitere angemietete Ryanair-Jets bedienen den deutschen Markt von Köln/Bonn aus.

Deutsche Speditionen sind alarmiert. Stefan Emons, Miteigentümer der drittgrößten deutschen Spedition Emons, sagte RT DE: "Da hat man keine Chance, in diesen Markt reinzukommen. Amazon spart Steuern über spezielle Sparmodelle, während Einzelhändler oft hohe Innenstadtmieten berappen müssen. Dann spart Amazon an den Löhnen und nutzt eigene Lieferketten." Emons ist sich sicher: 

"Unter diesen wettbewerbsverzerrenden Bedingungen wird es eines Tages vermutlich nur noch Amazon geben. Von der Politik fühle ich mich verlassen."

Nicht nur die Paketzusteller, die eigenen Lieferfahrzeuge, sondern demnächst auch die 90 Frachtflugzeuge werden dann das Logo des Multimilliardärs tragen.

Am Cincinnati International Airport (Bundesstaat Ohio) investierte Bezos 1,3 Milliarden Euro in ein Verteilerzentrum. Allein hier können rund 100 Flugzeuge be- und entladen werden.

Bei den drei weltweit dominierenden Expressdiensten United Parcel Service (UPS 276 Flugzeuge), Federal Express (FedEx, knapp 400 Maschinen) und der Deutsche-Post-Tochter DHL mit ihren rund 260 Maschinen löst die Nachricht Panik aus. FedEx kündigte bereits an, seine Zulieferdienste demnächst einzustellen.

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