Tödlich und teuer: 2020 kosteten Naturkatastrophen laut Versicherer 210 Milliarden Dollar

Rekord-Hurrikansaison, extreme Dürre und Waldbrände – weltweit verursachten Naturkatastrophen im Jahr 2020 volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von 210 Milliarden Dollar und Tausende Tode. Der Klimawandel drohe dies zu verschärfen, so die Munich Re.

Im vergangenen Jahr verursachten Naturkatastrophen Schadensersatzleistungen in Rekordhöhe. Das teilte die Münchener Rückversicherungsgesellschaft (Munich Re) am Donnerstag in ihrem jährlichen Bericht zu dem Thema mit. Rund um den Globus entstanden demnach Schäden in Höhe von 210 Milliarden Dollar, wobei die Vereinigten Staaten besonders stark von Hurrikanen und Waldbränden betroffen und weltweit längst nicht alle Menschen gegen die Schäden versichert waren.

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Sintflutartige Regenfälle, lange Trockenperioden, heftige Waldbrände oder lokale Überflutungen – Wetterextreme erscheinen beinahe als alltägliches Phänomen, wenn auch meist in der Ferne. Aktuell kämpfen die Menschen in Bolivien und Peru mit  Überschwemmungen, die sich innerhalb kürzester Zeit nach heftigem Wetter entwickelten.

Laut einem im Oktober veröffentlichten Bericht des Büros der Vereinten Nationen für die Verringerung des Katastrophenrisikos (UNDRR) verdoppelte sich die Zahl der Naturkatastrophen in den vergangenen 20 Jahren. Im vergangenen Jahr gab es mehr tropische Wirbelstürme zunehmender Intensität als je zuvor, bei denen Infrastruktur zerstört, Bäume entwurzelt und Menschen getötet werden, sodass neue Namen dafür gefunden werden mussten. Laut dem Bericht des UNDRR werden extreme Wetterereignisse durch klimabedingte Veränderungen das 21. Jahrhundert prägen. Naturkatastrophen sind tödlich, zerstörerisch und damit auch teuer, wie auch Versicherer betonen.

30 Tropenstürme über dem Nordatlantik zählte die Munich Re in ihrem Naturkatastrophenbericht 2020. Elf sind es im langjährigen Durchschnitt, 28 waren es im bisherigen Rekordjahr 2005. Allein zwölf Wirbelstürme schafften es bis an die US-Küste, so viele wie nie. 13 erreichten Hurrikan-Stärke. Zahlreiche Menschen verloren durch die Unwetter ihr Leben oder Angehörige, Obdach und Einkommensmöglichkeiten, beispielsweise in Mittelamerika.

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Der Klimawandel spielt bei der Versicherung von Schäden weltweit eine zunehmende Rolle und könnte die Summen künftig weiter in die Höhe treiben. Die Erwärmung des Planeten erhöhe die Risiken deutlich. 

Deshalb stiegen die Gesamtschäden ebenso wie die versicherten Schäden drastisch an. Die versicherten Schäden stiegen von 57 Milliarden Dollar im Jahr 2019 auf 82 Milliarden Dollar, so die Rückversicherungsgesellschaft. Insgesamt lag der nicht versicherte Anteil bei Naturkatastrophenschäden 2020 bei rund 60 Prozent. Die Kosten kommen zu der Belastung durch die COVID-19-Pandemie hinzu, die die Versicherungsbranche hart getroffen hat.

Ein Rekordjahr sei 2020 zwar nicht gewesen, sagte der Chef-Klimatologe des Rückversicherers, Ernst Rauch, der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt zählte der Münchener Rückversicherer 980 größere Naturkatastrophen, bei denen 8.200 Menschen ums Leben kamen, im Vorjahr waren es 9.400 Tote durch 860 Naturkatastrophen.

"Aber das Jahr liegt im Trend einer langfristigen Entwicklung, in der die Schäden – vor allem wetterbedingt – zunehmen." Hitzewellen und Dürren schüren Waldbrände an, hohe Wassertemperaturen heizen schwere Unwetter an. Die Extremwerte passen zu den erwartbaren Folgen eines jahrzehntelangen Erwärmungstrends von Atmosphäre und Ozeanen, der sich auf Risiken auswirke, so der Klima- und Geowissenschaftler.

"Zunehmende Hitzewellen und Dürren heizen Waldbrände an, starke tropische Wirbelstürme werden häufiger, Gewitter ebenso. Forschungsarbeiten zeigen, dass Hitzewellen wie zuletzt in Nordsibirien 600-mal wahrscheinlicher sind als früher."

"Der Klimawandel wird bei all diesen Gefahren eine zunehmende Rolle spielen", betonte auch Munich-Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek und verwies auf Hurrikane, Waldbrände und andere Stürme.



"Es ist Zeit zu handeln", mahnte er.

Die Hurrikansaison war demnach "hyperaktiv", mit einer Rekordzahl von 30 Stürmen, die die 28 Stürme des bisherigen Rekordjahres 2005 übertrafen, so die Munich Re. Hitzewellen und Dürreperioden begünstigen Waldbrände, die im vergangenen Jahr im Westen der USA Schäden in Höhe von 16 Milliarden Dollar verursachten.

Der US-Anteil an den Schäden sei den Berechnungen der Rückversicherer insgesamt besonders hoch. Von den Gesamtschäden entfielen 95 Milliarden Dollar auf Naturkatastrophen in den USA, im Vorjahr waren es noch 51 Milliarden Dollar. Überschwemmungen in China waren mit 17 Milliarden Dollar der teuerste Einzelschaden, aber nur zwei Prozent der Schäden waren versichert. Die Experten erwarten eine steigende Zahl von Schäden und verstärkte Wetterturbulenzen.

Auch Deutschland und Mitteleuropa müssen gemäß den Prognosen der Munich Re in den kommenden Jahren mit häufigeren und stärkeren schweren Unwettern wie Gewittern rechnen – "obwohl in der Tendenz die Sommer immer trockener werden und sich die Niederschläge in den Winter verlagern", wie Rauch dem Handelsblatt erklärte. Maßnahmen wie bessere Frühwarnsysteme, widerstandsfähigere Baumaterialien und Infrastruktur könnten zumindest einen Teil der Schäden dämpfen.

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