Die USA stoppten den geplanten Abzug ihres Flugzeugträgers "Nimitz" aus dem Persischen Golf. Inmitten verschärfter Spannungen mit Iran – auch angesichts der fortgesetzten Ermordung von iranischen Naturwissenschaftlern – schickten die USA Ende November ihren US-Flugzeugträger "USS Nimitz" an den Persischen Golf. Im Vorfeld des ersten Jahrestages von Soleimanis Ermordung setzte das Pentagon dagegen ein Signal der Deeskalation und verkündete den Abzug des Flugzeugträgers Nimitz samt der ihn begleitenden Flottille aus dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer.
Nach der jüngsten Entscheidung von Trump soll der Flugzeugträger nun doch erst einmal im Persischen Golf verbleiben. Präsident Donald Trump stehe hinter dieser unerwarteten Kehrtwende, den Flugzeugträger USS Nimitz im Nahen Osten zu halten, berichtet unter anderem Politico. Die neue Entscheidung wurde Sonntagabend, am 3. Januar verkündet, weil "iranische Drohungen gegen hochrangige US-Beamte" ausgesprochen worden seien. Der Schritt sei der letzte in einer Reihe von Wendungen gewesen, womit auch Beobachter verwirrt und widersprüchliche Signale an Iran gesandt worden seien.
Vom Pentagon wurden kurz vor dem ersten Jahrestag der gezielten Ermordung des iranischen Generals Soleimani US-Truppen in Alarmbereitschaft versetzt, und es wurden in den letzten Wochen neue Maßnahmen ergriffen, um die Truppen im Nahen Osten zu stärken. Dabei wurde signalisiert, dass die USA auf jeden Angriff vonseiten Irans reagieren würden. So waren Iran-Beobachter zunächst am 31. Dezember überrascht, als der kommissarische Verteidigungsminister Christopher C. Miller der im Nahen Osten stationierten USS Nimitz den Befehl zum Kurs auf die Heimat erteilte. Am 3. Januar erklärte derselbe amtierende US-Verteidigungsminister Chris Miller, der Flugzeugträger werde im Nahen Osten verbleiben.
"Wegen der jüngsten Drohungen der iranischen Führung gegen Präsident Trump und andere Vertreter der US-Regierung habe ich der USS Nimitz befohlen, ihren routinemäßigen Abzug zu stoppen", so der Minister.
Die Kehrtwende kam, nachdem der oberste Chef der iranischen Justiz Ebrahim Raisi bei einer Gedenkveranstaltung in der Universität der Hauptstadt Teheran seine Drohung gegen den US-Präsidenten Trump richtete. "Diejenigen, die bei diesem Attentat und Verbrechen eine Rolle gespielt haben, werden auf der Erde nicht sicher sein", sagte er. Der Nachfolger des ermordeten Soleimani, Brigadegeneral Esmail Qaʾani, schwor ebenfalls Rache und schloss nicht aus, dass die Rache gegen die Initiatoren der Ermordung des iranischen Generals sogar auf US-Boden verübt werde.
Einige ehemalige Verteidigungsbeamte kritisierten die unerwartete neue Entscheidung und stellten fest, dass die unterschiedlichen Signale das Risiko einer Fehlkalkulation erhöhen, was im Grunde zur Eskalation der Konflikte führen könne, so Politico.
"Wenn Sie bereits eine unberechenbare Situation haben und ein Spannungsverhältnis zwischen zwei Mächten mit großen militärischen Formationen besteht, ist das Risiko einer Fehlkalkulation höher", sagte Marineoberst Dave Lapan, früherer Pentagonsprecher.
Lapan äußerte zudem seine Sorge hinsichtlich der Besatzung der USS Nimitz und deren Familien, denen bereits mitgeteilt worden war, sie würde nach Hause zurückkehren.
Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz sagte vor Kurzem, dass Iran womöglich während der Machtübergabe in den USA eine Operation durchführen würde. Die israelischen Sicherheitskräfte seien in Alarmbereitschaft und seien sich dessen bewusst, was an der "Front" geschehen könne. Die Jerusalem Post kommentiert, die Bemerkungen von Gantz hätten die aktuellen Einschätzungen des israelischen Verteidigungsministeriums bestätigt, wo vor Kurzem erklärt wurde, es gebe die Möglichkeit eines iranischen Angriffs gegen Israel, und zwar einer Vergeltungs-Aktionen durch seine Stellvertreter in Jemen und Irak. Iranische Behörden unterstrichen in den letzten Tagen mehrfach, dass Teheran zwar nicht beabsichtige, einen Krieg zu beginnen, aber die Fähigkeiten besäße, bei einem möglichen Angriff "hart" zurückzuschlagen.
Der iranische Präsident Hassan Rohani ordnete unlängst den Beginn der Urananreicherung auf 20 Prozent am Standort der kerntechnischen Anlage Fordo an. Kurz zuvor hatte Iran das vom Parlament initiierte Gesetz "Strategische Maßnahme zur Aufhebung der Sanktionen" ratifiziert. Das Dokument sieht die Produktion von spaltbarem Uran-235 mit einem Anreicherungsgrad von 20 Prozent oder sogar höher vor.
Die Asia Times kommentierte die derzeitige Situation, Trump werde zwei Wochen vor dem Verlassen des Weißen Hauses einen großen "Gesichtsverlust" erleiden, wenn er im Zuge der neuen Eskalationen zwischen seinem Land und Iran nichts unternehme. Wenn er jedoch ohne Zustimmung des Kongresses auf eine Operation gegen Iran, insbesondere auf iranische Atomanlagen zurückgreife, werde dies möglicherweise schreckliche Folgen für amerikanische Soldaten in der Region haben – abgesehen davon, dass dies zudem Israel und den Verbündeten der Vereinigten Staaten in der Golfregion Schaden zufügen würde.
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