Wer zukünftig Internetseiten mit einem "schlechten" Rating besucht, dessen Bonität, also Kreditwürdigkeit soll niedriger eingestuft werden. Diese Planungen gehen aus einem Beitrag von vier Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor. In dem Beitrag wird die Zukunft der Finanztechnologie umrissen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Koppelung der Kreditvergabe an Daten von Suchmaschinen, Social Media, Online-Shopping und Mobilkommunikation.
Die Experten – Arnoud Boot, Peter Hoffmann, Luc Laeven und Lev Ratnovski – skizzieren das Potenzial der digitalen Technologien. Bislang sei die Kreditvergabe an "harte" Informationen gebunden, wie etwa Einkommen, Beschäftigungsdauer, Vermögen und Schulden. Diese seien aber in der globalisierten und schnelllebigen Welt in vielen Fällen nicht repräsentativ – etwa bei Freiberuflern in digitalen Branchen. Daher schlagen die IWF-Experten vor, "vielseitige nicht-finanzielle Daten" mit einzubeziehen: "die Art des Browsers und der Hardware, um ins Internet zu kommen, die Chronik der Online-Suche und -Käufe".
"Innovationen der Kommunikation werden vorangetrieben von der Vielfalt an digitalen Plattformen im Social Media, der Mobilkommunikation und dem Online-Shopping. Sie haben den Alltag ihrer Konsumenten nachhaltig beeinflusst und gleichzeitig ihren digitalen Fußabdruck verstärkt – und damit die verfügbaren Daten."
Über den Einsatz künstlicher Intelligenz und maschineller Lernprozesse könnten diese "alternativen Daten" von der Finanzbranche genutzt werden. Dieses Vorgehen biete vielerlei Vorteile und könne eine "finanzielle Inklusion" darstellen für Personen, die nach den bisherigen "harten" Standards nur schwer an einen Kredit gekommen sind – etwa Personen ohne Festanstellung oder Firmen in ländlichen Gegenden.
Als Beispiele werden Unternehmen wie Amazon, Facebook oder Alibaba genannt, sie sich mittlerweile selbst mehr mit dem Finanzsystem verbunden haben. Es sei eine Schnittstelle entstanden, die auch von der Finanzbranche genutzt werden könne. Vor allem gehe es darum, mittels der Finanztechnologie bislang nicht im Banksystem verankerte Personen mit einzubeziehen:
"Das Potenzial der Finanztechnologie, weltweit etwa eine Milliarde bisher nicht im Banksystem verankerte Personen zu erreichen, und die Veränderungen in der Struktur des Finanzsystems, die daraus resultieren, können revolutionär sein."
Die vier IWF-Experten appellieren an die Politik, Finanztechnologien sorgfältig zu unterstützen, dafür politische und rechtliche Rahmenbedingungen anzupassen und somit "an der Spitze" der Innovation zu bleiben.
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