Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian traf am Sonntag zu Gesprächen mit Spitzenbeamten in Ägypten ein. Er traf sich in Kairo mit dem Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi und Außenminister Samih Schukri. Le Drian, der nach Ägypten geschickt wurde, um die Spannungen im Zuge der Proteste in den islamischen Ländern gegen Mohammed-Karikaturen zu entschärfen, versuchte, eine versöhnende Botschaft zu vermitteln.
"Was wir bekämpfen, ist Terrorismus, es ist die Entführung der Religion, es ist Extremismus", erklärte der französische Außenminister. "Ich habe unseren tiefen Respekt vor dem Islam betont, und ich betone ihn auch hier", sagte der französische Top-Diplomat. Während des Treffens hätte as-Sisi die Notwendigkeit bekräftigt, "das Zusammenleben und die Toleranz" zwischen den Religionen zu fördern, meldete sein Büro. In der Pressekonferenz schlug Le Drian einen versöhnlichen Ton an und sagte, Frankreich habe "ein erstes Prinzip, das den höchsten Respekt vor dem Islam hat" und dass "Muslime in Frankreich voll und ganz Teil der Gesellschaft sind".
Le Drian traf sich derweil mit Scheich Ahmad al-Tayyib, dem Oberhaupt der Azhar an der Islamischen Forschungsakademie al-Azhar – einer der wichtigsten religiösen Institutionen der sunnitisch-muslimischen Welt –, der zuvor Macrons Äußerungen als "expliziten Aufruf zu Rassismus und Hass" angeprangert hatte. Bei diesem Treffen kritisierte Scheich Ahmad al-Tayyib die Verwendung des Begriffs "islamischer Terrorismus" in Frankreich. Er sagte: "Wir fordern alle auf, die Verwendung dieses Begriffs sofort zu stoppen, weil er die religiösen Gefühle der Muslime verletzt." In einer von al-Azhar veröffentlichten Erklärung über das Treffen sagte Tayyib, er habe betont, dass jede Beleidigung des Propheten "inakzeptabel" sei.
Nachdem die französische Regierung angekündigt hatte, härter gegen den Islamismus vorzugehen und an der "Meinungsfreiheit" festzuhalten und auch weiter Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed zu zeigen, entbrannten in der islamischen Welt große Proteste gegen Macron. Mit den jüngsten Äußerungen Macrons – nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Mordanschlag auf den Lehrer Samuel Paty – spalteten sich auch die Meinungen der politischen Führungen auf der ganzen Welt über die tolerierbaren Grenzen der Meinungsfreiheit.
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