Der Karibikstaat Barbados erlangte 1966 seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Allerdings behielt er die Staatsform der Kolonialherren bei. Barbados ist seither eine parlamentarische Monarchie und hat – genau wie Großbritannien selbst – Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt. Diese wird vor Ort von einem Generalgouverneur vertreten. Die politische Macht liegt allerdings beim Premierminister.
Dies soll sich nun ändern. Generalgouverneurin Sandra Mason – in Vertretung der Königin – verkündete in ihrer Thronrede vor dem Parlament, dass man zum 55. Jahrestag der Unabhängigkeit im November 2021 "ein Staatsoberhaupt aus Barbados" haben werde. Es könne kein Zweifel daran bestehen, dass das Land die Fähigkeit besitze, sich selbst zu regieren, so Mason weiter. Man werde nun "den nächsten logischen Schritt zur vollen Souveränität machen".
Politisch ist Premierministerin Mia Mottley für die Ankündigung verantwortlich. Wie das Internetportal heise.de berichtete, war als Voraussetzung für die Umwandlung der Staatsform aber ursprünglich eine Volksabstimmung vorgesehen. Diese solle nun "überraschenderweise" doch nicht stattfinden. Dies bedeutet allerdings, dass die Entscheidung dem Parlament zufällt. Doch die Hürden sind hoch. In beiden Kammern des Parlaments ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.
Die Idee an sich ist nicht neu. Bereits 1998 kam eine von der Regierung eingesetzte Kommission zu dem Schluss, dass Barbados eine Republik "mit einem nicht exekutiven Präsidenten" als Staatsoberhaupt werden sollte, wie verschiedene Medien berichten. Die Empfehlung blieb aber in den Schubladen. Vor fünf Jahren war dann noch einmal ein ähnlicher Anlauf unternommen worden.
Wie die Zeit zu berichten weiß, wurde die Ankündigung von Mottleys Vorgänger Freundel Stuart aber damals letzten Endes nicht weiter verfolgt. Stuart wollte – genau wie Mottley jetzt – ein Unabhängigkeitsjubiläum (damals das 50.) nutzen, um aus Barbados eine Republik zu machen. Er hatte zwar eine Mehrheit im Senat, nicht jedoch im Unterhaus. Dies könnte diesmal jedoch anders sein.
Der Buckingham-Palast in London ließ nach dpa-Informationen lediglich verlautbaren, die Angelegenheit sei "Sache der Regierung und des Volkes des Commonwealth-Staates" und kommentierte den Vorgang ansonsten nicht weiter. Im Commonwealth, einer Art losem Verbund der Nachfolgestaaten des britischen "Empire", will Barbados aber bleiben. Oberhaupt des Commonwealth ist ebenfalls Königin Elisabeth II.
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(dpa/rt)