Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. So konnte die wild lebende Tigerpopulation, nachdem sie akut vom Aussterben bedroht war, in den vergangenen Jahren in fünf der Länder, in denen die gefährdete Großkatze vorkommt, ansteigen.
Im Jahr 2010 wurde die TX2-Initiative ins Leben gerufen, nachdem die Wildpopulationen der Katze auf einen historischen Tiefstand gefallen war. In den 13 Ländern, in denen sie vorkommen, gab es insgesamt gerade einmal 3.200 Tiere. Das Programm zielte darauf ab, die Zahl der Tiger in freier Wildbahn bis zum Jahr 2022 zu verdoppeln.
Wie Becci May von der Naturschutzorganisation WWF in Großbritannien erklärt: "Vor zehn Jahren befanden sich die Tiger in einem so bedrohlichen Zustand, dass die Gefahr ihres Aussterbens in freier Wildbahn sehr groß war. Von diesem Populationstief im Jahr 2010 kehren sie dank koordinierter und konzertierter Schutzbemühungen in weiten Teilen Südasiens, Russlands und Chinas nun endlich wieder zurück."
In Bhutan stieg die Population im Königlichen Manas-Nationalpark von nur zehn Tigern vor einem Jahrzehnt auf 22 im Jahr 2019. Im Jahr 2010 gab es in China nicht mehr als 20 wilde Tiger, von denen die meisten wohl von Russland aus über die Grenze gekommen waren. Im Jahr 2014 konnten Kamerafallen Aufnahmen einer Tigerin und deren Jungen im Wangqing-Naturreservat in der Provinz Jilin machen, was darauf hinwies, dass die Tiger wieder in China brüteten und sich in neue Gebiete ausbreiteten.
In Indien wurde die Zahl der wildlebenden Tiger im Jahr 2018 auf 2.600 bis 3.350 Tiere geschätzt – etwa drei Viertel der Weltpopulation und immerhin mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2006. Auch in Nepal konnte sich die Tigerpopulation bis 2018 fast verdoppeln, von 121 Tieren im Jahr 2009 auf 235. In Russland ist die Zahl der Amurtiger in den letzten zehn Jahren um 15 Prozent auf rund 540 Tiere gestiegen.
Die Tierschützerin sieht diese Zunahmen als "eine Errungenschaft, die nicht nur den Tigern in freier Wildbahn eine Zukunft bietet, sondern auch den Landschaften, die sie bewohnen, und den Gemeinden, die neben dieser ikonischen Großkatze leben". Allerdings bleibt die Artstark gefährdet. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind über 95 Prozent der weltweiten Tigerpopulation verloren gegangen. Laut einem im Juli veröffentlichten UN-Bericht bleibt der verbotene Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen ein Milliardengeschäft, in dem außer Tigern sowie Elefant, Nashorn und vor allem Schuppentier begehrte "Waren" darstellen.
Der World Wildlife Crime Report, dessen erste Ausgabe vor vier Jahren erschien, basiert auf von 149 Staaten gemeldeten Daten über Beschlagnahmungen, ergänzt durch detaillierte Forschung zum illegalen Geschäft mit geschützten Tieren und Pflanzen.
Rund 6.000 Spezies tauchten demnach seit 1999 in Zollfunden auf. Die Tatverdächtigen kamen aus rund 150 Staaten.
"Kriminalität mit wildlebenden Spezies löst einen Teufelskreis aus, der unsere Gesundheit, Sicherheit und Entwicklung aufs Spiel setzt", sagte UNODC-Direktorin Ghada Waly bei der Vorstellung des Berichts. "Grenzübergreifende Netzwerke der organisierten Kriminalität streichen die Profite der Verbrechen mit wilden Spezies ein, aber die Armen zahlen den Preis dafür."
Auch hinsichtlich der Ausbreitung neuartiger Krankheiten und mit Blick auf die Corona-Pandemie mahnen die Experten, dass die Ausbeutung der Natur auch die menschliche Gesundheit bedrohe. Fast drei Viertel aller neuen Infektionskrankheiten der letzten Jahrzehnte seien vom Tier auf den Menschen übergesprungen, so auch nach aktuellem Kenntnisstand das neuartige Coronavirus.
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