Während der Großteil der Bevölkerung in vielen Ländern durch die Pandemie mit Existenznöten zu kämpfen hat – darunter auch Niedriglöhner, die bei Amazon arbeiten – wurde der reichste Mann der Welt, Jeff Bezos, zu Beginn dieser Woche ohne weiteres Zutun an einem einzigen Tag noch einmal sehr viel reicher.
Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist in den Vereinigten Staaten von Amerika mit einer Arbeitslosenrate von 10,4 Prozent nun ein Jahrzehnt der Expansion einer der größten Volkswirtschaften der Welt zu Ende. Weltweit würden pandemiebedingt Millionen Menschen in die Armut abrutschen. Doch gerade in diesen Zeiten konnte das geschätzte Nettovermögen von Jeff Bezos durch hohe Aktiengewinne am Montag um etwa 11,7 Milliarden Euro auf insgesamt rund 167 Milliarden Euro anwachsen.
Damit liegt er nur knapp – diesen Maßstäben zufolge etwa um das Volumen nur eines Werktags – unter Neuseelands Bruttoinlandsprodukt (BIP – also dem Gesamtwert der Güter, Waren und Dienstleistungen in dem kleinen Land mit einer hoch entwickelten Wirtschaft). In den ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2020 verdiente Bezos dagegen "nur" gut 22 Milliarden Euro – etwas mehr als das BIP von Honduras, einem Land mit 10 Millionen Einwohnern.
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Der E-Commerce-und Streaming-Riese sowie Cloud-Anbieter Amazon gehört zu jenen wenigen Unternehmen, die von der noch andauernden Krise profitieren. In diesem Jahr ist der Aktienkurs des Unternehmens um rund 73 Prozent gestiegen. Gleichzeitig vermeidet der für unterdurchschnittliche Sozialstandards und katastrophale Arbeitsbedingungen berüchtigte Konzern mit aggressiver Unterstützung durch die US-Regierung weiter erfolgreich eine faire Besteuerung.
Laut einer Studie von Fair Tax Mark ist Amazon führend in der Liste der bekannten Steuerverweigerer (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google und Microsoft) als "Unternehmen mit dem schlechtesten Steuerverhalten", das demnach zwischen 2010 und 2019 lediglich 12,7 Prozent all seiner Gewinne versteuert hat. Im vergangenen Jahr erhielt Amazon 294 Millionen Euro an Steuergutschriften erhalten, welche es von künftigen Rechnungen für sein Europageschäft abziehen kann.
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Auch an den Arbeitskräften spart Amazon vehement, von gesundheitsgefährdenden Praktiken wurde bereits berichtet, ebenso von unterbezahlten, schlecht- oder gänzlich unversicherten Arbeitnehmern, die aufgrund der Verweigerung von Toiletten-Pausen und des geforderten Arbeitspensums in Flaschen urinieren müssen. Doch auch der mit Bezos konkurrierende Unternehmer Elon Musk muß sich angesichts der Pandemie nicht über Geldsorgen beschweren.
Elon Musk fünftreichster Mensch auf dem Planeten
Das Nettovermögen von Tesla-Eigentümer und SpaceX-CEO Elon Musk überstieg am Montag 74 Milliarden Dollar, was etwa 64 Milliarden Euro entspricht. Laut der Liste von Milliardären bei Forbes hat sich sein Vermögen seit Mitte März fast verdreifacht und ihn so zum fünftreichsten Mann der Welt gemacht.
Der 49-jährige Geschäftsmann, der im März mit einem Nettovermögen von knapp 25 Milliarden Dollar weltweit noch auf Platz 31 rangierte, hat nun den ehemaligen Microsoft-CEO Steve Ballmer und Warren Buffet als Vorsitzenden von Berkshire Hathaway überrundet.
Er rangiert damit in der Reihe hinter den vier Magnaten Mark Zuckerberg von Facebook (90,3 Milliarden Dollar), Bill Gates mit Microsoft (113,4 Milliarden Dollar), Bernard Arnault mit den Luxusgütern von LVMH (113,8 Milliarden Dollar) und Jeff Bezos durch Amazon.
Gegenüber Forbes gab sich Musk indifferent und scheinbar selbstlos
"Es könnte mich wirklich kaum weniger interessieren. Diese Zahlen steigen und fallen, aber was wirklich zählt, ist die Herstellung großartiger Produkte, die die Menschen lieben."
Der Unternehmer debütierte 2012 auf der Forbes-Liste der 400 reichsten Amerikaner auf Platz 190 mit einem Nettovermögen von damals 2,4 Milliarden Dollar. Bis 1. Januar 2020 war er zur 37. Position der reichsten Menschen weltweit aufgestiegen.
Die Tesla-Aktie ist seit dem 29. Juni in nur drei Wochen um 60 Prozent in die Höhe geschossen und hat ihren Wert allein in diesem Jahr bisher bereits verdreifacht. Mit einer Marktkapitalisierung von 304,5 Milliarden Dollar ist Tesla jetzt der wertvollste Autokonzern der Welt und auf dem Tableau der Börsen mehr wert als Ford, Ferrari, General Motors und BMW zusammen.
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