Die US-Truppen haben sich von fünf Militärstützpunkten in Afghanistan zurückgezogen und die Größe ihres Truppenkontingents dort als Teil der im Februar mit den Taliban erzielten Vereinbarung reduziert, berichtet The Hill mit Verweis auf den Chefsprecher des US-Pentagons Jonathan Hoffman.
"Die US-Truppen in Afghanistan bleiben im 8.000er-Bereich, und fünf Stützpunkte, die früher von den US-Streitkräften besetzt waren, wurden an unsere afghanischen Partner übergeben", so Hoffman am Dienstag. Am selben Tag erklärte ein US-Offizier in Kabul, der anonym bleiben wollte, gegenüber Journalisten des Nachrichtenportals TOLOnews, die fünf geräumten Stützpunkte befänden sich in den vier afghanischen Provinzen Helmand, Urusgan, Paktika und Laghman.
Die berichteten Schritte sind zwar in Übereinstimmung mit dem am 28. Februar in Doha unterzeichneten Abkommen zwischen den USA und den radikalislamischen Taliban – allerdings könnten sie als verfrüht angesehen werden, weil deutlich wichtigere Auflagen des Abkommens noch nicht umgesetzt wurden. Gefordert werden vor allem eine Verringerung der Gewalt zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul sowie die Aufnahme innerafghanischer Verhandlungen, die 135 Tage nach dem Abkommen hätten beginnen sollen. Die innerafghanischen Gespräche haben indes immer noch nicht begonnen, und die Gewalt wurde nicht geringer. Auch der geforderte Gefangenenaustausch zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban war bisher ein stockender und komplizierter Prozess, was wiederum die Aufnahme innerafghanischer Verhandlungen verzögerte. Der Gefangenenaustausch hätte laut der Vereinbarung 10 Tage nach Unterzeichnung stattfinden sollen – dauert indes aber immer noch an.
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Die afghanische Regierung beschuldigt die Taliban, ihren Teil der Verpflichtungen nicht erfüllt zu haben. Sie fordert eine Bewertung der von dieser Seite nach Abschluss des Friedensabkommens unternommenen Schritte.
Grundsätzlich spielt ein solches Verhalten seitens der Taliban den Teilen der US-Elite in die Hände, die an der Fortsetzung des Afghanistan-Einsatzes der US-Truppen und der NATO interessiert sind, mit dem aktuellen Trend zum Truppenabzug vielmehr unzufrieden sind. Erst Anfang dieses Monats veröffentlichte das Pentagon einen Bericht, dem zufolge der regionale Zweig von Al-Qaida in Afghanistan "enge Beziehungen" zu den Taliban unterhalte und ein "anhaltendes Interesse" an einem Angriff auf US-Truppen habe. Dem erwähnten Abkommen zufolge hätten die Taliban jedoch ihre Beziehungen zu terroristischen Gruppen wie Al-Qaida beenden müssen.
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