Kein Scherz: Chinesischer Milliardär und Steve Bannon rufen "neuen Bundesstaat China" aus

Es klingt surreal, doch sie meinen es ernst: Am Donnerstag riefen Steve Bannon und der Exil-Chinese Guo Wengui den "neuen Bundesstaat China" aus. Die chinesische Regierung habe ihr Recht verwirkt, das Land zu führen. In seiner Heimat wird Guo u.a. Korruption vorgeworfen.

Am Mittwoch wurden die Einwohner New Yorks Zeugen eines kuriosen Schauspiels. Am Himmel über ihnen zogen acht Propellermaschinen Banner hinter sich her, die für einige Irritation sorgten. Die Flugzeuge machten nicht etwa herkömmliche Werbung, sondern gratulierten einem "neuen Bundesstaat China".

Der skurrile Vorgang wirft seitdem einige Fragen auf. Zumindest nach Ansicht verschiedener US-Medien steht die Aktion in Zusammenhang mit dem Exil-Chinesen und Milliardär Guo Wengui. Guo steht demzufolge in enger Verbindung zu Steve Bannon, dem ehemaligen Chefstrategen im Weißen Haus.

Das Wappen des Fantasiestaates erinnert an das Atomsymbol, das in diesem Fall von gelben Sternen auf blauem Grund dargestellt wird.

Ich habe offiziell keine Ahnung mehr, was hier verdammt noch mal vor sich geht", twitterte ein irritierter New Yorker mit einem Bild der Flugzeuge über dem New Yorker Hafen.

Laut US-Medien handelt es sich bei dem surrealen Schauspiel offensichtlich um eine PR-Aktion von Bannon und Guo. Beide hatten die chinesische Regierung am Jahrestag der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste auf dem Tian'anmen-Platz im Jahr 1989 für illegitim erklärt.

Ab heute wird die Kommunistische Partei Chinas nicht mehr die rechtmäßige Regierung Chinas sein", polterte der chinesische Milliardär in einem Livestream, während die Flugzeuge am Himmel ihre Kreise zogen.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Guo auf einem Boot im New Yorker Hafen, mit Bannon an seiner Seite und der Freiheitsstatue im Hintergrund. Zum "Interimspräsidenten" des "neuen Bundesstaats China" ließ sich Guo nach aktuellen Erkenntnissen jedoch (noch) nicht ausrufen. Dennoch, gleich "Hunderte von Ländern" will der chinesische Geschäftsmann bereits als Unterstützer gewonnen haben. Eine reife Leistung angesichts der Tatsache, dass die Vereinten Nationen bislang 195 Staaten die volle völkerrechtliche Staatsqualität angedeihen ließen.

Ich bin hier, um allen zu sagen, die Frieden, Recht und Humanität lieben: Wir werden die Kommunistische Partei ein für allemal beenden. Wir haben Hunderte von Ländern, die uns unterstützen", ließ Guo wissen.

Der "politische Aktivist" Guo, alias Guo Wen Gui, alias Guo Haoyun, oder auch Miles Kwok, wird in China u.a. der Korruption, des Kidnappings und der Geldwäscherei beschuldigt. Ende 2014 floh der schwerreiche Geschäftsmann in die USA. Er selbst bezeichnet sich gerne als "Whistleblower". Die bislang wenig bekannten Medienkampagnen "Whistleblower Movement" und "Expose Revolution" gehen demnach auf den umtriebigen Chinesen zurück. Unter anderem verbreitete Guo zuletzt etwa die Theorie, dass das Coronavirus aus einem chinesischen Labor stamme.

Guo zufolge werden seine Bemühungen gegen die Regierung in Peking Früchte tragen "wie in einem amerikanischen Film. In der letzten Minute werden wir die Welt retten", erklärte ein mit "unerschütterlichem Selbstvertrauen" ausgestatteter Guo bereits im Januar 2018 der New York Times.

Während der kuriosen Bootstour von Guo und Bannon ergriff auch Letzterer das Wort, um einige Passagen aus der "Deklaration" des Fantasiestaates zu rezitieren.

Es ist die Whistleblower-Bewegung, die uns zusammengebracht hat! Um Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Freiheit im neuen Bundesstaat China zu verwirklichen, haben wir die Himalaya Supervisory Organization gegründet. In den letzten drei Jahren hat das Whistleblower Movement unter der Führung von Herrn Miles Guo und Herrn Stephen K. Bannon die Unrechtmäßigkeit und die wahrhaft böse Natur der Kommunistischen Partei Chinas aufgedeckt", gab Bannon unter anderem zu Protokoll.

Bei der Himalaya Supervisory Organization soll es sich demnach um eine "Nichtregierungsorganisation ohne jegliche politische Zugehörigkeit" handeln, die zudem "von der internationalen Gemeinschaft anerkannt und durch das Völkerrecht geschützt" sei.

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