Die Drohung des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zur Niederschlagung der massiven Unruhen im Land auch das Militär einzusetzen, ist in China auf massive Kritik gestoßen. Die regierungsnahe Global Times warf den USA am Dienstag vor, mit zweierlei Maß zu messen und "sich selbst zu widersprechen". Auch andere Kommentatoren prangerten Rassismus, Ungleichheit und Ungerechtigkeit in den USA an.
Trump hatte angekündigt, Tausende Soldaten einsetzen zu wollen, um Ausschreitungen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd zu beenden. Die Kritik am Umgang der US-Regierung mit den Protesten und der immer wieder zu beobachtenden exzessiven Polizeigewalt blieb mild. Der vergleichsweise zurückhaltende Umgang Chinas mit den Protesten in Hongkong wird dagegen von westlicher Seite regelmäßig scharf kritisiert.
Die Global Times fragte:
Warum beschuldigen die USA arrogant und unverschämt andere Länder, Proteste niederzuschlagen? Warum porträtieren Politiker in Washington die USA anmaßend als Leuchtturm der Demokratie und Menschenrechte?
Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua sprach von der "bevorstehenden Erstickung des amerikanischen Traums". Kritik kam auch vonseiten der chinesischen Regierung. Der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, erklärte:
Was jetzt passiert, demonstriert die Ernsthaftigkeit der Rassendiskriminierung und der gewaltsamen Strafverfolgung durch die Polizei und die Dringlichkeit für die USA, das anzugehen.
Zhao weiter:
Warum bezeichnen die USA diese schwarz gekleideten Aufrührer und Befürworter der Unabhängigkeit Hongkongs als "Helden" und "Vorkämpfer", aber bezeichnen die eigenen Leute, die gegen Rassendiskriminierung vorgehen, als Schläger?
Die USA hätten Probleme mit dem Vorgehen der Hongkonger Polizei, das der Sprecher zurückhaltend nannte, aber sie fänden nichts dabei, wenn im eigenen Land mit Schüssen gedroht und die Nationalgarde mobilisiert werde.
Auch in den Sozialen Netzwerken in China werden Videos, die Polizeigewalt gegen Protestierende und Journalisten in großem Umfang geteilt. Nicht nur bei chinesischen Beobachtern herrscht die Überzeugung vor, dass die Empörung westlicher Medien über Polizeigewalt gegen Journalisten deutlich lauter ausfallen würde, wenn sie in Hongkong oder auch Moskau zu beobachten wäre.
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