In einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung stellt der Linken-Bundestagsabgeordnete Dr. Alexander Neu unter Berufung auf Bismarck fest, dass US-Botschafter Grenell "ein Gesandter, aber kein geschickter" war. Grenell hatte bereits seinen Wunsch öffentlich gemacht, von seinem Posten zurückzutreten.
Die "öffentlich gewordenen rhetorischen Entgleisungen und taktlosen Zumutungen" des US-Botschafters hätten auch ihr Gutes:
Die Irritationen über das undiplomatische Auftreten mit der Mischung aus ungehobeltem Cowboy-Gebaren und den letzten Warnungen eines mafiotischen Schutzgelderpressers, auf die die US-Seite auch noch stolz zu sein scheint, wurden von Berlin immerhin nicht mit gleicher Münze heimgezahlt.
Neu kritisierte insbesondere die Rhetorik Grenells, der den Rivalen der USA, Russland, als "Bestie" bezeichnet hatte ("Deutschland muss aufhören, die Bestie zu füttern ..."). Das erinnere nicht nur an die Demagogie von US-Vertretern im Kalten Krieg, sondern auch an die Rhetorik in Deutschland während des Nazi-Regimes.
Allerdings blieb der wahrnehmbare Widerstand der Regierung Merkel gegen den Befehlston des US-Statthalters am Pariser Platz merkwürdig verhalten", erklärte Neu.
Neu zufolge liegt die "schnellstmögliche Fertigstellung" der Gasleitung "Nord Stream 2" nicht nur im wirtschaftlichen Interesse Deutschlands und Europas, sondern sie habe auch eine friedenspolitische Dimension, denn"wer zum gegenseitigen Vorteil miteinander Handel treibt, ist weniger geneigt, aufeinander zu schießen". Gegenseitige Abhängigkeit schaffe Stabilität, so Neu.
Berlin darf sich nicht in den Konfrontationskurs Washingtons gegenüber China und Russland einbinden lassen, der schnell von der ökonomischen Ebene – extraterritoriale, völkerrechtswidrige Sanktionen der USA – in einen kriegerischen Konflikt übergehen kann.
Deutschland müsse sich außenpolitisch von Washington "emanzipieren" und "sich am Aufbau der sich herausbildenden neuen, multipolaren internationalen Ordnung konstruktiv beteiligen".
Dazu gehören gute Beziehungen nicht nur zum Westen, sondern auch zum globalen Süden genauso wie zu Moskau und Peking. Drohgebärden und Aufrüstung passen nicht dazu", schloss Neu ab.
Neus Fraktionskollegin Sevim Dağdelen hatte bereits vor zwei Tagen in einer Pressemitteilung gefordert, Grenell aufgrund seiner Bezeichnung von Russland als "Bestie" zu einer unerwünschten Person erklären zu lassen.