Fake-News-Lawine zu RT Deutsch: RND verfälscht Aussage des Innenministeriums

RT Deutsch wird wegen seiner Corona-Berichterstattung vom Verfassungsschutz beobachtet, meldete Bild wahrheitswidrig am Dienstag. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland übernahm diese Falschmeldung nun – und setzte mit der Verfälschung offizieller Aussagen noch einen drauf.

Die von dem Boulevardblatt Bild am Dienstag losgetretene Welle von Falschinformationen über RT Deutsch und dessen Berichterstattung über die Corona-Epidemie setzt sich fort. Bild hatte behauptet, das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) beobachte RT Deutsch deswegen. Das Springer-Medium musste nach einer Intervention des Verfassungsschutzes zurückrudern und änderte seinen Artikel am Mittwochvormittag.

Das hinderte andere Medien nicht daran, auf diesen Zug aufzuspringen und wahrheitswidrig über eine Beobachtung von RT Deutsch durch den Verfassungsschutz wegen angeblicher falscher Berichterstattung über die Epidemie zu berichten. Die Nachrichtenagentur AFP verbreitete eine entsprechende Meldung, die etwa der Berliner Tagesspiegel aufgriff.

Für den vorläufigen Höhepunkt dieser Fake-News-Lawine sorgte am Donnerstagvormittag das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Dieses übernahm nicht nur die Falschmeldung des Tagesspiegel, sondern legte dem Sprecher des Bundesinnenministeriums in der Bundespressekonferenz auch Aussagen in den Mund, die dieser nie getätigt hatte. In dem RND-Artikel heißt es:

Ein Sprecher des Innenministeriums teilte mit, dass "die öffentliche Sicherheit und Ordnung" durch "gezielte Falschmeldungen" bedroht sei. Zum Beispiel habe RT Deutsch behauptet, dass Händewaschen nicht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus helfe, so der Sprecher.

Der Sprecher Steve Alter hatte auf die Frage eines Journalisten der Deutschen Welle zur angeblichen Beobachtung von RT Deutsch durch die Sicherheitsbehörden festgestellt, dass RT Deutsch den Behörden bekannt sei. Er hatte außerdem erklärt, dass die Behörden allgemein auf eine mögliche Instrumentalisierung der Epidemie achteten. Wörtlich sagte er:

Losgelöst von Ihrer konkreten Fragestellung ist es selbstverständlich so, dass durch gezielte Desinformation, durch Falschinformation die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedroht sein können, wenn die Menschen gezielt mit falschen Informationen versorgt werden. Wenn beispielsweise behauptet wird, dass das Händewaschen überhaupt nichts hilft oder Ähnliches, dann entsteht Verunsicherung. Verunsicherung kann sich in unterschiedlicher Weise in Taten oder Handlungen umsetzen. Insofern ist das ein Phänomenbereich, den wir durchaus sehen und auch genau beobachten. Aber das ist eine ganz allgemeine Aktivität unserer Sicherheitsbehörden.

Das RND verfälschte die Aussagen des Sprechers, offenbar um die ebenfalls falsche Behauptung der angeblichen Beobachtung von RT Deutsch durch Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt zu stützen. Wer nach der Bild-Ente zu RT Deutsch und dem BfV meinte, es gehe nicht mehr bizarrer, sieht sich durch das Redaktionsnetzwerk Deutschland eines Besseren belehrt.

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