CDU-Personaldebatte: "Teamlösung" für die Parteispitze?

Der Machtkampf in der CDU läuft zumindest nach außen hin nur auf kleiner Flamme. Um weiteren Streit in der Partei zu vermeiden, wird jetzt eine kollektive Lösung mit den potenziellen Kandidaten für den Parteivorsitz ins Gespräch gebracht.

Thomas Strobl, baden-württembergischer CDU-Landesvorsitzender und Schwiegersohn des früheren Parteivorsitzenden und heutigen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, hat im Führungsstreit seiner Partei eine "Teamlösung" ins Spiel gebracht. Im Gespräch mit dem heute-journal des ZDF zeigte sich Strobl angetan von den drei potenziellen Kandidaten für den Parteivorsitz, Armin Laschet, Friedrich Merz und Jens Spahn und deutete eine kollektive Lösung mit mehreren Kandidaten an:

Es könnte ja auch sein, dass wir in den nächsten Tagen uns darum bemühen, ein Team zu bilden, in dem die Stärken aller drei Bewerber zur Geltung kommen. Wir haben ja in Wahrheit eine sehr schöne Herausforderung, nämlich dass wir in der CDU Deutschlands drei wirklich ganz exzellente interessierte Bewerber für die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer – und gegebenenfalls auch von Angela Merkel – haben. Und das ist ja auch zunächst einmal gut, dass es diese Auswahl in einem innerparteilichen demokratischen Prozess gibt. 

Befragt, ob für seine Partei eine Doppelspitze wie beim Koalitionspartner SPD in Frage käme, distanzierte sich der CDU-Mann von dem langwierigen, basisdemokratischen Auswahlprozess der Sozialdemokraten und wiederholte seine Gedanken von einer Lösung "im Team", die offensichtlich in den Hinterzimmern der Parteiführung ausgearbeitet werden soll:

Der Gedanke, dass wir ein Team bilden, den sollten wir in den nächsten Tagen schon mal intensiv miteinander besprechen.

Die scheidende Parteivorsitzende Kramp-Karrenbauer kündigte für die nächsten Tage Gespräche mit den potenziellen Kandidaten an, über die sie am 24. Februar die Spitzengremien der Partei informieren wolle. Allerdings scheint Kramp-Karrenbauers Rolle in diesem Prozess von begrenzter Bedeutung. So sollen sich die Bewerber schon mehrmals ohne die Vorsitzende getroffen haben, dafür aber mit der Bundeskanzlerin.

Deren Verbleib im Amt bis zum Ende der Legislatur wurde unterdessen von dem früheren EU-Kommissar und ehemaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs Günther Oettinger in Frage gestellt. Im Gespräch mit dem Springer-Blatt Bild erklärte dieser, der neue CDU-Chef könne bereits Anfang 2021 auch ins Kanzleramt einziehen, also etwa acht Monate vor der nächsten Bundestagswahl.

Nach dem Abschluss der deutschen EU-Ratspräsidentschaft Ende 2020 könne über die Ablösung der Kanzlerin nachgedacht werden:

Das kann man Anfang nächsten Jahres prüfen.

Unterdessen wandte sich Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender, scharf gegen die Planspiele innerhalb der CDU, nach denen der neue Parteivorsitzende auch der Kanzlerkandidat der Union sei. In der ARD sagte Söder am Sonntagabend:

Der Parteivorsitz ist das eine. Aber das andere ist die Kanzlerkandidatur.

Der Unionskanzlerkandidat könne nur gemeinsam mit der CSU bestimmt werden. Söder wandte sich dagegen, bereits jetzt einen Kanzlerkandidaten zu bestimmen. Es gehe darum, die Bundesregierung nicht zu destabilisieren:

Also macht es keinen Sinn, den Kanzlerkandidaten jetzt zu benennen, der dann ständig eine Art Nebenregierung führt.

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