Der bundesweit größte Islam-Verband Ditib hat ein Ausbildungszentrum für Imame in der Eifel eröffnet, um die Anzahl deutschsprachiger Imame, Prediger und Gemeindepädagogen zu erhöhen.
Damit hat der hierzulande größte sunnitisch-islamische Verein Ditib auf Kritik reagiert, der zufolge in Deutschland lebende Muslime starkem politischen Einfluss aus dem Ausland ausgesetzt seien, der nicht mit der Verfassung im Einklang stehe. Künftig bildet der Islam-Verband, der dem türkischen Präsidenten Erdoğan untersteht, einen Teil seiner Imame in Deutschland aus.
Der Bundesvorsitzende der Türkisch-Islamischen Union gab am Donnerstag den offiziellen Startschuss. Mit diesem "Neustart" werde die Ditib zum Vorreiter, sagte Kazım Türkmen. Er sprach von einer "historischen Entwicklung nicht nur für Ditib, sondern auch für Deutschland".
Im Eifel-Ort Dahlem findet künftig 18 Wochen im Jahr die Ausbildung statt. In den übrigen Wochen des Jahres wird die ehemalige Jugendherberge als internationale Jugendbegegnungsstätte genutzt. Zunächst beginnen 22 junge Leute die praxisorientierte zweijährige Ausbildung, die zuvor in Deutschland ihr Abitur gemacht und danach überwiegend in der Türkei Islamische Theologie studiert hatten. Das neue Ausbildungsprogramm hat alleinig die Ditib-Akademie konzipiert.
Es soll vor allem auf Deutsch unterrichtet werden, auch externe Dozenten sind vorgesehen. Die Ditib zahlt die Ausbildung des religiösen Nachwuchspersonals. Politiker aus Bund und Ländern fordern seit Längerem vehement eine strukturelle, finanzielle und politische Loslösung von der Türkei.
Anders als die Kirchen bilden die Islam-Verbände in Deutschland bisher kein eigenes religiöses Personal aus, das auf die Arbeit in den Gemeinden vorbereitet. Imame in deutschen Moscheegemeinden kommen daher vor allem aus dem Ausland. Nach Berichten über die Teilnahme radikaler Islamisten an einer Kölner Islamtagung sowie dem Verdacht, dass Oppositionelle durch den Verband bespitzelt werden, war Ditib bereits ins Visier des Verfassungsschutzes geraten. Mehrere Politiker verschiedener Parteien und auch der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoğlu, sagten, sie sehen die Einflussnahme aus Ankara kritisch.
Zahlreiche Stimmen forderten mehr strukturelle und politische Unabhängigkeit von dem türkischen Präsidenten. Nach der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien im vergangenen Jahr beklagten Kurden, dass in den Ditib-Moscheegemeinden zum Gebet für Erdoğans Sieg aufgerufen werde, während sie um das Leben ihrer Angehörigen bangten.
Auch mit der Ausbildung in Deutschland geht die Finanzierung der Imame von der türkischen Religionsbehörde Diyanet aus. Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Markus Kerber, wertete die Eröffnung dennoch als "sehr wichtige(n), aber nur erste(n) Schritt" hin zu einer Alternative zu der Entsendung von Imamen aus der Türkei.
Auch andernorts werden Anstrengungen unternommen, muslimische Vereine zu gründen, die finanzielle Förderung vom Bund erhalten könnten.
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