Der deutsche Unternehmer Hans Peter Stihl glaubt nicht an eine flächendeckende Durchsetzung der Elektromobilität im Kraftverkehr. Der frühere Gesellschafter und Vorstandsvorsitzende des Motorsägenherstellers Stihl sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass sich batteriebetriebene E-Autos zwar für den Stadtverkehr eigneten, aber keinesfalls für längere Strecken und den Überlandverkehr. Auch im Lastverkehr mit seinen großen Distanzen seien Batteriefahrzeuge ohne Chance:
Von daher werden auch in den nächsten zehn Jahren noch jede Menge Fahrzeuge mit Hubkolbenmotoren fahren, und die werden dann gegebenenfalls vermehrt mit synthetischen Kraftstoffen angetrieben.
Im sogenannten Klimaschutzprogramm der Bundesregierung spielt die Elektromobilität die zentrale Rolle für das Erreichen der "Klimaziele" 2030. Die Autohersteller wollen in den nächsten Jahren auch deutlich mehr E-Autos verkaufen, um die strengeren "Klimavorgaben" der EU einhalten zu können. Woher der für die zahlreichen neuen Elektrofahrzeuge benötigte Strom und die Ladeinfrastruktur kommen sollen, ist noch weitgehend offen.
Stihl erklärte, dass die Differenz zwischen der Leistungsfähigkeit von E-Autos und Benzinern riesig bleiben werde, auch wenn die Batterien in den kommenden Jahren sicher noch leistungsfähiger würden. Den Automobilherstellern warf er vor, es bei den Reichweitenangaben für ihre E-Autos mit der Wahrheit nicht zu genau zu nehmen:
Wenn Sie heute von Automobilherstellern hören, die sagen, die Reichweite von neuen Batterieautos betrage 400 Kilometer, dann versuchen Sie mal, diese 400 Kilometer bei widrigen Bedingungen – im Winter nachts bei Regen – auch zu realisieren. Nach spätestens 250 Kilometern werden Sie mit leerer Batterie dastehen.
In Anspielung auf den sogenannten Dieselskandal und die illegalen Abschaltvorrichtungen zur Abgasmanipulation erklärte Stihl, viele deutsche Autohersteller hätten "einen Riesenfehler gemacht, als sie ihre Autos mit dieser Betrugssoftware auf den Markt gebracht haben". Wenn sie nun erklärten, ein Elektroauto fahre mit einer Batterieladung 400 Kilometer und mehr, würden sie erneut einen großen Fehler begehen, weil das nicht so sei. Ihn als Techniker störe das enorm.
Hans Peter Stihl übernahm 1973 von seinem Vater die Leitung der Firma Stihl und blieb bis 2002 im Vorstand. Unter seiner Führung expandierte das schwäbische Familienunternehmen weltweit; heute hat Stihl knapp 17.000 Mitarbeiter und setzt fast vier Milliarden Euro um. Von 1988 bis 2001 hatte der heute 87-jährige Stihl als Chef des Deutschen Industrie- und Handelstags bedeutenden Einfluss auf die deutsche Wirtschaftspolitik.
Mehr zum Thema - Schlechte Luft, Hysterie und Enteignungen: An der Diesel-Debatte stinkt einfach alles