"Defender 2020": Deutschland wird Drehscheibe für NATO-Kriegssimulation gegen Russland

Europa wird im kommenden Jahr eines der größten Militärmanöver seit dem Kalten Krieg erleben. Die US-Armee will dazu 20.000 Soldaten über den Atlantik schicken. Simuliert wird ein Krieg mit Russland. Logistische Drehscheibe der Veranstaltung wird – Deutschland.

Die USA werden im Frühjahr des kommenden Jahres 20.000 Soldaten nach Europa entsenden. Dort sollen sie an einer der größten Militärübungen auf europäischem Boden seit dem Kalten Krieg teilnehmen, dem NATO-Manöver "Defender 2020". Das erklärte der US-Generalmajor Barre Seguin gegenüber der US-Nachrichtenagentur Reuters.

Das Manöver sei das größte seiner Art seit 25 Jahren. Mit der massiven Truppenentsendung unterstreiche die USA ihr Engagement für die NATO, erklärte Seguin, der die Operationen vom NATO-Militärhauptquartier in Belgien aus überwacht:

Dies zeigt wirklich die transatlantische Einheit und das Engagement der USA für die NATO.

Insgesamt sollen etwa 37.000 Soldaten an dem Manöver teilnehmen. Vorgebliches Ziel der Übung ist es, Russland von "einer erneuten Annexion" abzuschrecken. Die erste "Annexion" war nach Auffassung der USA und deren "Verbündeten" die Wiedervereinigung der Krim mit der Russischen Föderation im Jahr 2014, für die sich die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung der Halbinsel in einem Referendum ausgesprochen hatte.

Konkret will die US-Armee bei dieser Simulation eines Krieges gegen Russland ihre Fähigkeiten testen, ihre Truppen über den Atlantik nach Belgien und in die Niederlande zu bringen und von dort schnell weiter ostwärts durch Deutschland nach Polen und damit an die Ostflanke der NATO. Seguin sagte dazu:

Wir haben diese Fähigkeit zu einer schnellen Verstärkung aus einer transatlantischen Perspektive seit etwa 25 Jahren nicht unter Beweis gestellt.

Aufgrund seiner Lage in der Mitte des Kontinents wird Deutschland bei dem Großmanöver eine zentrale Rolle spielen. Es wird als logistische Drehscheibe für die NATO-Truppen auf ihrem Weg nach Osten dienen. Wie die Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Alexander Neu mitteilte, wird die Bundeswehr die US-Truppen in großem Umfang unterstützen:

Die Bundeswehr leistet innerhalb Deutschlands Unterstützung im Rahmen Host Nation Support auf Grundlage US-amerikanischer Anforderungen.

Nach derzeitiger Planung werden Unterstützungsleistungen an 13 Standorten erbracht. Diese umfassen z. B. die Einrichtung und den Betrieb von drei Convoy Support Centern in Garlstedt, Burg und Oberlausitz sowie den Aufbau einer Tankanlage auf dem Truppenübungsplatz Bergen.

Die US- und NATO-Truppen sollen zu Luft, zu Wasser und über Land durch Deutschland transportiert werden. Die Regierung listet in ihrer Antwort die betroffenen Flug-, See- und Binnenhäfen auf, nennt auch die geplanten Achsen für die Verlegung der Soldaten über die Straße, die im Norden über Frankfurt (Oder) und Görlitz nach Polen führen.

Neu rief auf Twitter dazu auf, gegen das auf Russland zielende NATO-Manöver mobil zu machen. Unter seinem Post äußerten sich mehrere Nutzer ähnlich kritisch. Einer vermutete, dass die NATO-Präsenz in Ostdeutschland gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag verstoße. Ein anderer wies auf die Verschwendung von Ressourcen und die Umweltbilanz hin. Ein weiterer Nutzer kündigte an, sich mit einer russischen Fahne am Straßenrand zu postieren, damit die NATO-Truppen "genau sehen, wie erwünscht sie im Osten sind".

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