DGB-Studie: 40 Prozent der Angestellten glauben, nicht bis zur Rente durchhalten zu können

Eine Studie des DGB untersucht den Druck in der heutigen Arbeitswelt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Mehrzahl der Beschäftigten fühlt sich bei der Arbeit gehetzt, ganze 40 Prozent gehen davon aus, ihre Tätigkeit nicht bis zur Rente ausüben zu können.

Die vor wenigen Tagen vorgestellte aktuelle Ausgabe des vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) alljährlich veröffentlichten "Index Gute Arbeit" verdeutlicht, welche Folgen Arbeitsverdichtung und Zeitdruck in der heutigen Arbeitswelt für die Arbeitenden mit sich bringen. Für diese Studie ließ der DGB 6.574 abhängig Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragen.

Der Titel des Reports, "Arbeiten am Limit", fasst seinen Inhalt bereits prägnant zusammen. Laut der Umfrage fühlen sich 53 Prozent aller Befragten bei der Arbeit häufig gehetzt oder sehr gehetzt. Jeder Dritte gab an, deutlich mehr Arbeit als im Vorjahr bewältigen zu müssen, ohne dafür mehr Zeit zur Verfügung zu haben.

Überlastung ist demnach in allen Berufssektoren weit verbreitet. Besonders oft betroffen fühlen sich Beschäftigte in IT- und naturwissenschaftlichen Berufen. Hier erklärt mehr als jeder Dritte der Befragten (35 Prozent), die Arbeitsmenge häufig oder sehr häufig nicht in der vorgesehenen Arbeitszeit schaffen zu können. 

Der DGB-Report spricht von einem wissenschaftlich belegten Zusammenhang zwischen hoher Arbeitsintensität und gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Konkret steigt mit erhöhtem Arbeitsdruck das Risiko, unter Erschöpfung, Burnout oder depressiven Störungen zu leiden. Insgesamt bewerten 58 Prozent der Beschäftigten ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut; 42 Prozent halten ihre Gesundheit in unterschiedlichem Maße für beeinträchtigt.

Dabei bestehen offenbar große Unterschiede zwischen den Berufsgruppen. Am niedrigsten ist der Anteil der Beschäftigten mit guter Gesundheit bei den Reinigungsberufen (35 Prozent), bei solchen in der Fertigung (43 Prozent) und den Sicherheitsberufen (44 Prozent) auf. Berufsgruppen mit hohem Akademikeranteil weisen deutlich bessere Werte auf. 

Die bemerkenswerteste Zahl des DGB-Reports findet sich etwas weiter hinten. Dort wird auf die unter den Beschäftigten weit verbreitete Skepsis unter den Beschäftigten verwiesen, ihre jetzige Tätigkeit bis zum Rentenalter auszuüben. Demnach glauben 40 Prozent der Befragten, dies wahrscheinlich nicht zu schaffen. Dagegen stehen 50 Prozent, die das für wahrscheinlich halten.

Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen, die durch die verschiedenartige arbeitsbedingte Belastung bedingt sind. Beschäftigte in personenbezogenen Dienstleistungsberufen und Fertigungsberufen sind deutlich pessimistischer. In der Landwirtschaft glaubt nur jeder Fünfte, bis zur Rentenalter arbeiten zu können. Ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt liegt der Anteil in Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen mit 37, Bauberufen mit 38 und Gesundheitsberufen mit 39 Prozent. 

In der Einleitung des Reports spricht DGB-Chef Reiner Hoffmann von einer "erschöpften Arbeitswelt". Da die Beschäftigten ihre Arbeitsmenge kaum beeinflussen können, fordert er eine Modernisierung des rechtlichen Rahmens und mehr Mitbestimmungs- und Beteiligungsrechte der Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen.

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