Die deutsche Fernsehjournalistin und Moderatorin ist am Sonntag mit dem Siebenpfeiffer-Preis ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert; sie wird an Journalisten vergeben, die, so die den Preis vergebende Stiftung, "durch Veröffentlichungen in Presse, Rundfunk und Fernsehen das demokratische Bewusstsein in unserer Zeit fördern".
Der Preis erinnert an Philipp Jakob Siebenpfeiffer, einen der Initiatoren des Hambacher Festes, auf dem das liberale Bürgertum 1832 gegen die Restauration und für nationale Einheit, Freiheit und Volkssolidarität demonstrierte. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Heribert Prantl, Peter Scholl-Latour, Glenn Greenwald und Can Dündar.
Thomas Kleist, Intendant des Saarländischen Rundfunks und Vorsitzender der Jury, beklagte, dass Journalisten im Internet Einschüchterungsversuchen ausgesetzt seien – von Schmähkritik und Beleidigungen bis hin zu Drohungen gegen Leib und Leben. Kleist würdigte Reschke, die mit ihrer journalistischen Arbeit Rückgrat zeige. Ihre Haltung beinhalte Mut und Stärke und fordere auf, sich auf das Grundgesetz zu besinnen.
Sonia Seymour Mikich, frühere Chefredakteurin des WDR-Fernsehens, hielt die Laudatio auf Reschke. Dabei kritisierte sie, dass AfD-Politiker nicht nur im Netz, sondern auch in Talkshows im Fernsehen eine Plattform bekämen, "Lügen zu verbreiten". Mikich sagte wörtlich:
Objektiv heißt nicht neutral. (…) Meine Zeit der Dialogbereitschaft ist vorbei.
Die Preisträgerin selbst forderte, die Medienkompetenz der Gesellschaft zu stärken. Reschke nannte den seit einigen Jahren immer wieder erhobenen Vorwurf der "Lügenpresse" eine Gefahr für die Demokratie:
Wenn Sie nur ein Körnchen davon glauben, machen Sie sich zum Gehilfen derjenigen, die ein anderes Land wollen.
Die 47-jährige Reschke ist Moderatorin des NDR-Magazins Panorama und Leiterin der Abteilung Innenpolitik des Senders. Im August 2015 erregte sie mit einem Tagesthemen-Kommentar zum Thema "Hetze gegen Flüchtlinge" Aufsehen, in dem sie forderte, jeder müsse jetzt "Haltung zeigen". Für diesen Kommentar wurde sie 2016 für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.
2016 erhielt Reschke den Barbara-Künkelin-Preis. 2018 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel "Haltung zeigen!", im selben Jahr erhielt sie den Helmut-Frenz-Preis, den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis sowie den Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik.
Reschke bekannte sich im Dezember 2018 im Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen SRF dazu, die Bürger erziehen zu wollen. Dem verdutzt wirkenden Moderator Florian Inhauser erklärte die Deutsche:
Das ist ein Auftrag an die Presse (…), damit wir eine Medienlandschaft haben, die dazu da ist, die Bürger zu mündigen Demokratie wählenden Bürgern zu erziehen oder in die Lage zu versetzen, an Wahlen teilzunehmen. Das ist der Job. (...) Natürlich ist es nicht unsere Aufgabe, in eine Richtung zu erziehen. Du musst jetzt denken, Trump ist doof und Flüchtlinge alle toll. Nein, aber aufklären, dass man ein Bürger ist, der sich Gedanken macht, der mündig entscheidet, und zwar mündig auf einer Basis, da bin ich wieder beim Grundgesetz. Ich möchte nicht, dass ich Bürger dazu erziehe durch meine Berichterstattung, dass sie nachher den Staat stürzen. Das wäre nicht im Sinne des Erfinders.
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