"Nach reiflicher Überlegung" und Kritik: Sigmar Gabriel wird nicht Cheflobbyist der Autoindustrie

Das Angebot des Verbandes der deutschen Automobilindustrie, dessen Präsident zu werden, lehnt der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel "aufgrund anderer Aufgaben" ab. In den sozialen Medien hatte es Kritik an seiner Überlegung gegeben, das lukrative Angebot anzunehmen.

Ende des Jahres will der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) seinen Chefposten neu besetzen. Bislang hatte diesen der frühere Ford-Manager Bernhard Mattes inne. Sigmar Gabriel galt als Wunschkandidat sowohl der Autokonzerne als auch der Zulieferer und Familienunternehmen. 

Der ehemalige Chef der SPD sowie frühere Umwelt-, Außen- und Wirtschaftsminister sagte dem Tagesspiegel

Ohne Zweifel ist es eine spannende und herausfordernde Aufgabe, die Automobilwirtschaft gerade in einer Zeit großer Umbrüche zu begleiten. Die Bedeutung dieses Teils der deutschen Industrie für den wirtschaftlichen Erfolg, die soziale Stabilität und die ökologische Nachhaltigkeit unseres Landes ist kaum zu überschätzen. 

Er habe "nach reiflicher Überlegung und aufgrund anderer Aufgaben" entschieden, dass er für diese Aufgabe nicht zur Verfügung stehe. Kritiker hatten Gabriel zur Last gelegt, dass er noch im vergangenen Jahr eine Tätigkeit als Lobbyist ausgeschlossen habe. So sagte er 2018 der Bild-Zeitung: 

Man soll nicht an Türen klopfen, hinter denen man selbst mal gesessen hat. 

Als Reaktion auf Gabriels Sinneswandel, das lukrative Angebot auszuschlagen, schrieb das "Forum Linke SPD" auf Twitter: "Noch mal die Kurve gekriegt." Welche Aufgaben Gabriel genau von der Annahme des Angebots abgehalten haben, erläuterte dieser nicht näher. Bei der VDA bedankte er sich für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und die Offenheit. 

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