Brief an Seehofer und Merkel: Deutschland soll Griechenland Flüchtlingskinder abnehmen

Angesichts der Reise von Innenminister Horst Seehofer (CSU) nach Athen und Ankara hat ein breites Bündnis die Bundesregierung dazu aufgerufen, Griechenland durch die Aufnahme von Flüchtlingskindern zu entlasten. Vor dem Wintereinbruch müsse gehandelt werden.

In einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Horst Seehofer, unterzeichnet von Hilfsorganisationen wie Pro Asyl, Terre des Hommes, dem Deutschen Kinderhilfswerk und der Diakonie, heißt es: 

Wir bitten Sie dringend darum, zu handeln, und für den Schutz der Kinder und Jugendlichen zu sorgen. Bevor es Winter wird, muss gehandelt werden.

Seehofer reist an diesem Donnerstag mit seinem französischen Kollegen Christophe Castaner und EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos erst in die Türkei, am Freitag geht es weiter nach Griechenland. In Athen will Seehofer mit der Regierung über die Lage in den Flüchtlingslagern der Ägäis-Inseln beraten.

Dort herrschen katastrophale Zustände. Seit Monaten setzen wieder vermehrt Migranten von der türkischen Küste zu den Inseln über. Laut EU-Türkei-Vereinbarung kann Griechenland abgelehnte Asylbewerber eigentlich wieder zurück in die Türkei schicken. Allerdings geschieht das nur selten.

Die Situation auf den griechischen Inseln sei "eine erhebliche Gefahr für Kinder und Jugendliche", heißt es in dem Schreiben an Merkel und Seehofer. Insgesamt lebten 4.100 unbegleitete Minderjährige in Griechenland – obwohl es nur rund 1.000 geeignete Unterbringungsplätze gebe:

Durch die unhaltbaren Zustände in den Flüchtlingslagern in Griechenland müssen unbegleitete Minderjährige sowie Familien als hoch gefährdet angesehen werden.

Zugleich scheiterten immer öfter Zusammenführungen mit Familien in Deutschland: 

Wir bitten Sie daher, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen und zusätzlich die bestehenden rechtlichen Spielräume für die Zusammenführung von Schutzsuchenden mit Angehörigen in Deutschland zu nutzen.

(rt deutsch/dpa)