Was wäre die transatlantische Gemeinschaft ohne ihre Helden der Freiheit und Demokratie, ohne ihre öffentlichkeitswirksamen Aushängeschilder? Doch bei den selektiven Appellen an die Einhaltung der Menschenrechte, den zahlreichen und selbstlosen Bemühungen, Regierungen im Namen derselben zu stürzen, ist es schier unmöglich, nicht den Überblick über all die damit verbundenen illustren Namen und Persönlichkeiten zu verlieren.
Dies mag sich auch die BILD gedacht haben und lud daher alle Freiheitshelden von Berlin, Brüssel und Washingtons Gnaden samt deren politische Fürsprecher zur BILD100-Fete im Dachgarten des Bundestages in Berlin. Wo sich sonst die Größen aus Politik, Wirtschaft und Sport einfanden, waren nun offensichtlich die Stars und Sternchen der Umsturzversuche und "Demokratieförderung" geladen.
Ehrengast, wie könnte es aktuell anders sein, war "der Hongkong-Held" Joshua Wong. Klar, das Bundesaußenminister Heiko Maas sich ebenfalls die Ehre gab und es sich nicht nehmen ließ, dem 22-jähringen Aktivisten wahrscheinlich Mut zuzusprechen und seine Solidarität zuzusichern. Mehr dürfte auch nicht drin gewesen sein, nachdem seine Dienstherrin von ihrer Reise nach China zurückgekehrt war.
Die resolute Werte-Kanzlerin hat Angela Merkel dort beim Erörtern wirtschaftlicher Realitäten nach aktuellem Wissensstand nicht gegeben. Vielmehr dürfte "Wandel durch Handel" bei der Supermacht China die bundesdeutsche Devise sein. Das lautstarke Schwingen des moralischen Zeigefingers und mehr hebt man sich für andere, schwächere und ressourcenreiche Staaten auf. Und wenn die Menschen in einem dieser "Schurkenstaaten" auf die Straße gehen, ist die BILD nicht weit.
Neben China gehört zur neuen "Achse des Bösen" auch Russland. Dieses ist wiederum - im Einklang mit dem Völkerrecht - in Syrien aktiv. Dort zog die Wertegemeinschaft im Namen der Freiheit dann auch ganz andere Register als gegenüber dem Reich der Mitte. Logisch, dass der Chef der Weißhelme nicht auf der Gala der Freiheit fehlen durfte.
Schließlich hat auch Hollywood die vermeintlichen "Ersthelfer" gewürdigt und ihnen einen Oskar verliehen. Wie beim Schaulaufen der Hollywood-Größen liefen auch sämtliche Stars des transatlantischen Universums im Blitzlicht vor der BILD100-Tafel auf, um die eine oder andere Frage von BILD-Schlachtross Julian Reichelt über sich ergehen zu lassen. So schließt sich der Kreis. Reichelt brachte den Geist unter dem der schillernde Abend stand, dann auch prägnant auf den Punkt:
Axel Springer steht hinter allen Menschen auf der Welt, die für Freiheit kämpfen.
Und wo um die Menschenrechte gerungen und die Freiheit verteidigt wird, ist selbstverständlich auch Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nicht weit. Kurios eingerahmt wurde sie vom Fels in der ukrainischen Brandung und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko und dem womöglich selbsternannten "Europa-Experten" Elmar Brok.
Die gediegene Party der Regime-Change-Apologeten wurde aber erst richtig abgerundet durch die Anwesenheit von US-Botschafter und Lebemann Richard Grenell. Der in der Öffentlichkeit und vermeintlich auch bei den Polit-Granden Verfemte, konnte sich sicher sein, bei Häppchen und Sekt unter seinesgleichen zu sein. Lästige Fragen und Kritik musste er sich an diesem denkwürdigen Abend sicher nicht gefallen lassen.