"Der Olaf ist 'ne Pfeife" – Jan Böhmermann möchte die SPD übernehmen

Er wolle Vorsitzender der SPD werden, erklärte Komiker Jan Böhmermann in seiner Sendung am Donnerstagabend. Seine Bewerbung sei ernstgemeint, betonte er dabei mehrmals. Doch die Umstände der Aktion lassen an der Ernsthaftigkeit von Böhmermanns Vorhaben zweifeln.

Der Komiker und Fernsehmoderator Jan Böhmermann möchte Vorsitzender der SPD werden. Das kündigte der 38-Jährige am Donnerstagabend in seiner Sendung Neo Magazin Royale auf dem Sender ZDFneo an. Er habe sich in der Sommerpause Sorgen um die SPD gemacht, so Böhmermann. Den gegenwärtigen Auswahlprozess der Partei bezeichnete er als "sozialdemokratische Castingshow DSDSPD" und machte sich über die Kandidaten lustig. Vor allem auf den prominentesten unter ihnen, Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz, richtete sich der Spott des Komikers:

Olaf Scholz will SPD-Chef werden. Als ich am Sonntag beim Anne-Will-Gucken eingeschlafen bin, als er das erste Mal was gesagt hat, da hatte ich einen Traum. In diesem Traum ist mir Willy Brandt erschienen, Hand in Hand mit Kevin Kühnert. Und Willy Brandt hat zu mir gesagt, Jan, du musst es machen, der Olaf ist 'ne Pfeife. Und als ich nach den Tagesthemen wieder aufgewacht bin, wusste ich, ja Jan, der Willy hat recht, du musst es machen. (…) Was jetzt kommt ist wirklich ernst gemeint: Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden.

Böhmermann betonte wiederholte, dass es sich bei seiner Bewerbung nicht um einen Scherz handele, und präsentierte dann die Kampagnenseite Neustart19, auf der eine siebenminütige Bewerbungsrede abgerufen werden kann.

Der Moderator wies selbst auf die praktischen Schwierigkeiten seiner Bewerbung hin: Sie müsse bis Sonntag, 18 Uhr, eingereicht sein (die Bewerbungsfrist endet am 1. September), er brauche bis dahin die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband, und er müsse Parteimitglied sein.

Aber die "Rettung der deutschen Sozialdemokratie" dürfe an diesen Formalitäten nicht scheitern, sagte Böhmermann weiter. Mit einem ausgefüllten Mitgliedsantrag in der Hand bat er um Unterstützung aus der SPD, konkret brauche er eine Co-Kandidatin, die ihm beim Überwinden der genannten Hindernisse helfe.

Auch wenn Böhmermann betonte, seine Kandidatur ernst zu meinen, sprechen die in drei Tagen, von denen zwei auf das Wochenende fallen, nicht zu bewältigenden Formalitäten für das Gegenteil. Offenbar erlaubt sich der Komiker auf Kosten der angeschlagenen SPD einen Scherz, der vor allem der eigenen Profilierung dient. Tatsächlich übertrifft die Realität des Auswahlprozesses der SPD bereits jetzt wohl alles, was Satire leisten kann.

Die Reaktionen aus der Partei auf Böhmermanns Ankündigung waren bislang ausschließlich negativ. Der Ortsverband von Böhmermanns Wohnort Köln-Ehrenfeld und die Bremer SPD machten bereits klar, dass der Komiker von ihnen keine Unterstützung zu erwarten habe, ihm gehe es nur darum, "ein bisschen Show zu machen". Am Freitag hieß es aus der Partei, dass noch kein Mitgliedsantrag Böhmermanns eingegangen sei.

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