In der SPD gibt es ein weiteres Bewerberpaar für den Parteivorsitz. Der 59-jährige Pistorius ist seit 2013 Ressortchef in Hannover und gilt als einer der profiliertesten Innenpolitiker der SPD. Zuvor war er Oberbürgermeister von Osnabrück. Die 61 Jahre alte Köpping ist in Dresden seit 2014 Staatsministerin für Gleichstellung und Integration. Vor allem Pistorius hebt sich von den bisherigen Bewerbern, die überwiegend zum linken Flügel der SPD gehören, ab.
Offiziell ihre Bewerbung verkünden, wollen an diesem Freitag Gesine Schwan und Ralf Stegner. Das Interesse der Vorsitzenden der SPD-Grundwertekommission und des stellvertretenden Parteivorsitzenden war bereits vorab bekanntgeworden. Mit Stegner will der erste Vertreter der Parteispitze kandidieren.
In den vergangenen Tagen hatten sich viele in und außerhalb der SPD immer drängender die Frage gestellt, ob sich auch Schwergewichte aus den Reihen der Minister oder Ministerpräsidenten für den Parteivorsitz bewerben werden. Dies ist bisher nicht der Fall. Baden-Württembergs SPD-Chef Andreas Stoch hatte der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten gesagt, er erwarte, "dass auch Leute, die in der ersten Reihe der Partei stehen, Farbe bekennen". Die Kandidatur von Schwan und Stegner genüge ihm da nicht.
Um die Nachfolge der Anfang Juni zurückgetretenen Parteichefin Andrea Nahles haben sich bisher unter anderem mehrere Zweierteams beworben: Europa-Staatsminister Michael Roth und die nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Christina Kampmann, die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer sowie die Oberbürgermeister Flensburgs und Bautzens, Simone Lange und Alexander Ahrens. Zudem kündigte der Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums, Robert Maier, seine Kandidatur an. Auch der frühere Bundestagsabgeordnete Hans Wallow teilte mit, dass er sich bewerben will.
Mehr zum Thema - Prof. Heiner Flassbeck: "Die SPD hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann"
Mit Franziska Giffey nahm sich am Donnerstag eine parteiinterne Hoffnungsträgerin selbst aus dem Rennen. Giffeys Dissertation wird derzeit wegen Plagiatverdachts überprüft, sie muss um ihren Doktortitel bangen.
Die Bewerbungsfrist bei der SPD läuft noch bis zum 1. September. An diesem Tag muss die SPD zugleich herbe Verluste bei den Wahlen in Brandenburg und Sachsen fürchten. Die neue SPD-Spitze soll dann in einer Mitgliederbefragung faktisch bestimmt und auf einem Parteitag Anfang Dezember gewählt werden.
Als bisher einziger namhafter SPD-Politiker aus der ersten Reihe hat sich bisher nur Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz ins Gespräch gebracht. Er sei bereit, ins Rennen um den SPD-Vorsitz einsteigen. Das hatte als erstes das Nachrichtenmagazin der Spiegel berichtet.
In einem Telefonat habe Scholz dem Spiegel zufolge den kommissarischen Parteivorsitzenden gegenüber gesagt:
Ich bin bereit anzutreten, wenn ihr das wollt.
Die Interimsvorsitzenden Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel sollen dem Vorschlag bisher nicht widersprochen haben. Scholz sucht allerdings noch eine "passende Partnerin", mit der er gemeinsam als Spitzen-Duo kandidieren könnte.
(dpa/RT Deutsch)